Ein
, ein Beywort, welches seiner Natur nach keines Plurals
fähig ist, und dessen Declination zuförderst bemerket werden
muß. Wenn es das Hauptwort nach sich, aber weder den bestimmten Artikel,
noch ein Pronomen vor sich hat, gehet es folgender Gestalt:
Nom.
Ein Mann,
eine Frau,
ein Haus.
Gen.
Eines Mannes,
einer Frau,
eines Hauses.
Dat.
Einem Manne,
einer Frau,
einem Hause.
Accus.
Einem Mann,
eine Frau,.
ein Haus
Stehet aber der
bestimmte Artikel voran, so wird es auf folgende Art abgeändert, es mag
ein Hauptwort nach sich haben oder nicht:
Nom.
Der eine,
die eine,
das eine.
Gen.
Des einen,
der einen,
des einen.
Dat.
Dem einen,
der einen,,
dem einen.
Accus.
Den einen,
die eine,.
das eine.
.Ist statt des bestimmten Artikels ein Pronomen
vorhanden, so wird es noch auf eine andere Art decliniret, wovon bey dem
Zahlworte etwas angemerket werden soll. Hat ein endlich weder einen Artikel
vor, noch ein Hauptwort nach sich, in welchem Falle andere Beywörter
adverbialiter gebraucht werden, der Wald ist groß; so wird es nach der
dritten Art der Beywörter abgeändert:
Nom. Einer, eine, eines oder
eins.Gen. Eines, einer, eines.Dat. Einem, einer, einem.Accus. Einen, eine,
eines oder eins. [
1679-1680] Diese Arten der Abänderung
finden Statt, es mag dieses Wort ein eigentliches Zahlwort, oder ein Artikel,
oder auch ein Pronomen seyn. Denn es ist in der Deutschen Sprache unter mehr
als Einer Gestalt üblich.I. Ohne alle weitere Rücksicht, als auf die
Zahl, da es dem Mehrern entgegen gesetzet wird, und ein Zahlwort in der
eigentlichsten Bedeutung ist. Es hat in dieser Gestalt einen scharfen Ton, und
wird, um es von den folgenden Beywörtern zu unterscheiden, gern mit einem
großen Buchstaben geschrieben. Ein Gott, Ein Glaube, Eine Taufe, Ephes. 4,
5, 6. Es ist auch nicht Ein Mann geblieben. Mit Einem Worte. Der eine, oder der
Eine ist nicht mehr vorhanden. Einer wird ihrer tausend jagen, 5 Mos. 32, 20.
Da ist keiner, der Gutes thue, auch nicht Einer, Ps. 14, 4. Es ist nicht Einer
davon gekommen. Ihrer zwey jagen Einen. Das ganze Land gehöret Einem. Alle
Menschen reden von der Ehre, und unter hunderten weiß kaum Einer, worin
sie bestehet. Der letzte ohne Einen. Aus zweyen Eines, oder Eins machen. Eins
bitte ich vom Herren, Ps. 27, 4.Um des größern Nachdruckes willen,
oder wenn eine Verwechselung mit dem unbestimmten Artikel ein zu
befürchten ist, werden diesem Zahlworte oft noch die Wörter nur,
einig, einzig, beygefügt. Es ist nur Ein Kind gestorben. Es ist nur ein
einiger, oder ein einziger Mann entkommen. In den beyden letzten Fällen
übernehmen die Wörter einig und einzig den Ausdruck der Zahl, ein
wird zum bloßen Artikel, und kann alsdann auch den großen Buchstaben
entbehren.Wenn das Geschlecht oder die Art bestimmt wird, zu welcher das Eine
Ding gehöret, so wird selbige entweder vermittelst des Genitives, oder
auch vermittelst der Präpositionen von, aus, unter ausgedruckt. Einer von
den Dieben. Einer unter euch. Einer von beyden. Einer aus der Gesellschaft.
Einer meiner Freunde. Im Oberdeutschen ist es gewöhnlich, das Zahlwort
alsdann hinter den Genitiv zu setzen. Ob wir mochten vellen seiner gesellen
einen, Theuerd. Rüfft darauf zu im seiner Diener ein, ebend. Kap. 70. Der
was there ratgeve eine, in dem alten Gedichte auf Carln den Großen bey dem
Schilter. Und nahm seiner Ribben eine, 1 Mos. 2, 21. Der Obersten einer, Matth.
9, 18. Als ich bey meiner guten Freunde einem im Durchreisen einsprach, Opitz.
Welche den Hochdeutschen unangenehme Schönheit auch von einigen neuern
Dichtern nachgeahmet worden.
O könnt ich, Seline, dir doch, der Stunden Eine belohnen!
Zachar.
Hat das Hauptwort ein Pronomen possessivum bey sich, so wird
ein zwischen beyde gesetzt, und alsdann auf folgende Art decliniret.Nom. Mein
einer Acker, meine eine Magd, mein eines Pferd.Gen. Meines einen Ackers, meiner
einen Magd, meines einen Pferdes.Dat. Meinem einen Acker, meiner einen Magd,
meinem einen Pferde.Acc. Meinen einen Acker, meine eine Magd, mein eines
Pferd.Für einer meiner Äcker, oder einer von meinen Äckern. Das
Pferd zertrat mein eines Bein, Geßn. Doch diese ganze Wortfügung ist
nur den gemeinen Sprecharten eigen. Die alten Oberdeutschen setzten das
Zahlwort voran. Ein sin stifsun, Schwäb. Dichter. Ein min wange, Herm. von
der Vogelweide.Oft hat dieses Zahlwort noch einige Nebenbegriffe, welche dessen
Bedeutung mehr oder weniger einschränken. Diese sind:1) Der Begriff,
daß ein Ding das einzige in seiner Art sey. Es ist nur Ein Gott. Zu der
Zeit wird der Herr nur Einer seyn, und sein Nahme nur Einer, Zach. 14, 9. 2)
Der Begriff der Verknüpfung der Zeit und dem Raume nach. Und sie werden
seyn Ein Fleisch, 1 Mos. 2, 24. Ein Herz und Eine Seele.
S. Eins, welches in dieser Bedeutung am üblichsten
ist. Es gehet in Einem fort, im gemeinen Leben, wenn die Theile eines Ganzen,
oder mehrerer als ein Ganzes betrachteter Dinge, ununterbrochen auf einander
folgen. Es regnet, es blitzet in Einem fort. 3) Der Identität des
Individui, welchen Begriff man zuweilen auch durch ein und eben derselbe
auszudrucken pfleget. Schon seit zwey Monathen sind wir in Einem Hause, Less.
Sie sind mit meiner Frau von Einer Größe, Gell. Eben auf Einen Tag
wurden sie alle beschnitten, 1 Mos. 17, 26. Es träumete ihnen beyden in
Einer Nacht, Kap. 40, 5. Sie haben alle Einen Vater, Mal. 2, 10. Sieben
Ähren auf Einem Halme. Wir schlafen in Einem Bette. Ingleichen der
Identität der Art oder des Geschlechtes, für einerley. Sie haben Eine
Krankheit.Wenn man aber ohne Hauptwort, und ohne Beziehung auf ein Hauptwort
zählet, gebraucht man das Neutrum eins, welches alsdann keiner
Veränderung fähig ist. Eins, zwey, drey, u. s. f. Hundert und eins.
Ein Mahl eins ist eins. Es schlägt eins. Die Niedersachsen gebrauchen
dafür das Neutrum ein, welches auch die Hochdeutschen in den zusammen
gesetzten Grundzahlen nachahmen. Ein und zwanzig, ein und dreyßig. In
einem 1501 zu Rom gedruckten Deutsch-Ital. Vocabulario heißt es aber auch:
ains und zwenzig, ains und dreißig u. s. f. Dieses Neutrum kann auch als
ein Hauptwort gebraucht werden, die Zahlfigur der Einheit auszudrucken, die
Eins, eine Eins, welches Hauptwort alsdann in allen Endungen unverändert
bleibt.II. In Rücksicht auf die übrigen zugleich vorhandenen Dinge
eben derselben Art, da es dem Beyworte ander entgegen gesetzet, und in den
meisten Fällen auch mit demselben verbunden wird. Es zeiget alsdann weiter
nichts an, als daß aus zwey oder mehrern Dingen Einer Art eines ausgehoben
und von demselben etwas gesagt wird, wodurch es sich von den übrigen
unterscheidet. Der eine Garten ist groß, der andere klein. Der eine thut
dieß, der ander das. Einer will, der andere will nicht. In dem einen
Augenblicke behauptet er dieß, in dem andern etwas andres. Einer betriegt
den andern. Einer lebt, der andere stirbt. Es hatte jemand zwey Söhne, der
eine war munter, der andere faul und träge.
S. Ander, wo auch die adverbischen und zum Theil
figürlichen R. A. bemerket worden, die mit beyden Beywörtern gemacht
werden.In manchen Fällen, nehmlich im Dative und Accusative, kann die R.
A. einer dem andern, einer den andern u. s. f. in Ein Wort zusammen gezogen
werden;
S. Einander.Ein ist in dieser Bedeutung ein wahres
Beywort, und hat den scharfen Ton, so wie das Zahlwort. Es findet auch Statt,
wenn mehr als zwey Dinge angeführet werden. Es waren drey Personen
zugegen; die eine war ein Soldat, die ander ein Geistlicher, die dritte ein
Edelmann. Da die Zahlwörter hier keine Ordnung, sondern bloß die
Individua ohne alle Ordnung bestimmen sollen, so ist es unbillig, wenn einige
Sprachlehrer das ein in diesem Falle für eine Ordnungszahl ausgeben. Da es
hier nicht leicht mit dem Artikel ein zu verwechseln ist, so ist auch der
große Buchstab hier unnöthig.Die Hochdeutschen kennen das ein in
dieser Bedeutung nur im Singular; allein im Oberdeutschen ist es auch im Plural
üblich, so wie das Französ. les uns, für einige, im Gegensatze
der an- [
1681-1682] der n. Die einen reden gut, die andern
reden schlecht von ihm.
Der einen Wesen ward vom Irdischen befreyet, Hall.
welches auch Zachariä an einem Orte nachgeahmet hat:
Die einen waffneten geschärfte Bilderscheren, Die andern
wollten sich mit großen Nadeln wehren.
Andere Oberdeutsche haben in dieser Bedeutung das den
Hochdeutschen ganz unbekannte einte, so wohl im Singular, als im Plur.
Dar sinen willen ob er wil Tuont ich eint und anders niht,
Heinr. von Veldig.
Die einten - die andern, Walser. An einten Orten mehr, am
andern minder, Bluntschli.
S. Entweder.III. In den beyden vorigen Fällen
dienete ein zur genauern Bestimmung des Individui; aber in vielen andern wird
es auch gebraucht, wenn das Individuum nicht genau bezeichnet, sondern nur
überhaupt das Geschlecht, oder die Art, zu welcher es gehöret,
angezeiget werden soll. In dieser Bedeutung wird es in den Sprachlehren der
unbestimmte Artikel genannt, in welcher Gestalt es denn, besonders wenn es sein
Hauptwort bey sich hat, des Tones beraubt ist, und sehr kurz und geschwinde
ausgesprochen wird. Es war einmahl ein Mann, will weiter nichts sagen, als
daß das Ding, von welchem etwas erzählet werden soll, zu den
menschlichen Geschöpfen männlichen Geschlechtes gehöret habe. An
einem Morgen geschahe es, u. s. f. Eine Menge Menschen. Ein Haus von Stein.
Eine Krone von Gold. Was ist das für ein Mann? Ingleichen, ohne Hauptwort.
Wer gibt mir ein Buch? - Da ist eines. Sahest du nicht einen Vogel? - Ich sahe
einen. Wenn du keinen hast, will ich dir einen geben. Ich habe ein Haus
gekauft. - Was für eines? Nehmen sie meine Schwachheit nicht übel,
wenn es eine ist, Gell. Ist das ein Thaler? - Ja es ist einer.In einer noch
weitern Bedeutung bekommen auch Individua diesen Artikel, wenn sie mehr ihrer
Beschaffenheit und ihren Eigenschaften, als ihrer individuellen Art nach
bezeichnet werden sollen. Das ist ein schönes Haus. Das war ein feiner
Kunstgriff. Er hat einen sehr bosen Vater. Das ist ganz ein anderer Mann. Welch
eine Luft! Welch ein Mensch! Welch einen guten Fang hast du gethan!Besonders
mit solch. Ein solcher Vorwurf ist unverträglich. Das hätte ich nicht
gedacht, daß er ein solcher Bösewicht seyn würde. In den
gemeinen Sprecharten ist für ein solcher, eine solche u. s. f. solch
einer, so einer üblich, welches aber in der reinen Hochdeutschen
Schreibart eine schlechte Figur macht. So einen Freund, wie der war, bekomme
ich nicht wieder. Ich traue ihm so eine Heldenthat nicht zu. So ein Vorwurf,
Less. Dächten sie, daß ich zu so einer Boßheit geschickt
wäre? Gell. Hingegen gebraucht man im Oberdeutschen ein solches oft, wo
nicht die Beschaffenheit einer Sache, sondern bloß ein vorher genanntes
Individuum angedeutet werden soll, welches Hochdeutschen Ohren eben so
anstößig ist. Es ist auch ein solches mein einiges Verlangen.Von
dieser Eigenschaft des Wörtchens ein, die Beschaffenheit auszudrucken,
rühret auch der Gebrauch her, daß man es manchen eigenthümlichen
Nahmen vorsetzet, wenn dadurch nicht so wohl die Person selbst, als deren
hervor stechende Eigenschaft bezeichnet werden soll. Ein Demosthenes selbst
würde ihn nicht überzeugen können, d. i. ein Redner wie
Demosthenes. Die Demüthigung des Ottomannischen Reiches war einer
Katharina vorbehalten, einer Kaiserinn von so erhabenen Eigenschaften, als
Katharina besitzet. Ein David schlägt einen Goliath. Die größten
Kenner des menschlichen Herzens, ein Socrates, ein Plato, ein Seneca haben es
gesagt.Dahin gehöret auch der im Oberdeutschen und im gemeinen Leben
übliche Gebrauch, ganzen Collegiis statt des bestimmten Artikels den
unbestimmten vorzusetzen, besonders wenn zugleich eine rühmliche
Beschaffenheit derselben ausgedruckt werden soll. Das gehöret für
eine hohe Obrigkeit. Ein hochedler Rath hat verordnet u. s. f. Ein
hochwürdiges Consistorium. Eine löbliche Universität. Ja auch
wohl von einzelnen Personen in dem feyerlichen Kanzelstyle. Ein heiliger David
spricht u. s. f.Ferner ist daraus die im gemeinen Leben üblicher
Gewohnheit zu erklären, wo ein, wenn es den Zahlwörtern vorgesetzet
wird, so viel als ungefähr bedeutet. Wir wollen noch ein acht Tage warten;
wo acht Tage durch diesen Artikel zu einer Gattung wird, und dadurch, die
genaue Bestimmung der Zeit, die es ursprünglich hatte, verlieret. Es kommt
auf ein zehen Thaler nicht an. Er muß nun wohl ein neunzehen bis zwanzig
Jahr alt seyn. Wärest du doch ein zwey Stunden eher gekommen. Zuweilen
wird das Zahlwort hinter das Hauptwort gesetzet, und diesem die Sylbe er
angehänget. Ein Tager vier, ungefähr vier Tage. Ein Ellener drey. Ein
Meilener acht. Wo die Sylbe er das verkürzte oder zu seyn scheinet, weil
man auch statt dessen saget, eine Meile oder acht, eine Elle oder drey. Doch
diese ganze Form gehöret, wie schon gedacht worden, in die gemeinen
Sprecharten.Wenn der unbestimmte Artikel eine Präposition vor sich hat,
welche die dritte Endung erfordert, so kann der Artikel oft an die
Präposition, zuweilen aber auch an das Beywort angehänget werden. In
der vertraulichen Sprechart lässet sich dieses so oft anbringen, als der
Wohlklang es erlaubet; ja es gibt Fälle, wo diese Zusammenziehung auch in
der ernsthaften und höhern Schreibart nothwendig wird, wenn die Rede nicht
schleppend und langweilig werden soll. Das dienet zum Beweise, für: zu
einem Beweise. Er steckt in großer Noth, für: in einer großen
Noth. Sich zum Lehrer aufwerfen. Die Grammatik zur Wissenschaft machen. In
andern Fällen gewinnet die Kürze, wenn dieser Artikel völlig
weggelassen wird, welches besonders bey solchen Hauptwörtern geschehen
kann, welche nicht allein Individua bezeichnen sondern auch schon an und
für sich ein Geschlecht oder eine Gattung ausdrucken. Da ich noch Jungfer
war. Gell. Sie ist schon Frau. In Gedanken ist sie schon gnädige Frau. Ja
bey solchen Wörtern, welche schon ursprünglich etwas Allgemeines,
oder eine ganze Gattung bedeuten, würde es ein Fehler seyn, ihnen
vermittelst des unbestimmten Artikels erst eine Eigenschaft ertheilen zu
wollen, die sie schon an und für sich haben, und die sie nicht anders
verlieren können, als bis sie durch den bestimmten Artikel der zu
Individuis gemacht werden. Gib mir Brot, d. i. dasjenige Nahrungsmittel,
welches man Brot nennet. Hast du Geld? Ich habe Wein. Es wird Winter.
Fleiß anwenden. Wird aber ein Beywort beygefüget, die nähere
Beschaffenheit dieser Dinge zu bezeichnen, so kann auch der Artikel Statt
finden, oft aber auch wegbleiben. Das ist schones Brot, oder ein schönes
Brot. Wir haben einen harten Winter. Das ist ein guter alter Wein, oder das ist
guter alter Wein.Die Oberdeutschen pflegen auch diesen Hauptwörtern den
unbestimmten Artikel vorzusetzen, sprechen ihn aber alsdann überaus kurz,
vor einem Consonannten fast wie a oder ä, vor einem Vocale aber wie an,
än, oder n aus. Sie haben noch ä Wein. Hast du noch ä Bier. Das
ist ä Geld. Ich habe an Essig, oder ich habe n Essig. Es ist sehr
wahrscheinlich, daß manche Wörter auf diese Art vorn mit einem A oder
N vermehret worden, die diese Buchstaben ursprünglich nicht gehabt, wenn
sie [
1683-1684] nehmlich von andern Mundarten angenommen
werden, welche diesen verkürzten Artikel für einen wesentlichen Theil
des Hauptwortes gehalten. So bedeuten Bohrer verkürzet Bor, Bahr,
Äber und Näber in verschiedenen Mundarten einen Bohrer. Asch, ein
Gefäß, lautet in andern Mundarten Nasch, Ast, Nast, Atter, Natter,
Narb, Arb u. s. f.
S. A, Ameis und N.Bey dem bestimmten Artikel Der ist
bereits angezeiget worden, worin derselbe hauptsächlich von dem
unbestimmten Artikel ein unterschieden ist, welches man mit demjenigen, was
hier bemerket worden, vergleichen muß.IV. Wenn dieser Artikel ohne
Hauptwort stehet, sich auch auf kein kurz vorher gegangenes Hauptwort beziehet,
sondern überhaupt zur Bezeichnung einer gewissen unbestimmten Person
gebraucht wird, so nimmt er die Gestalt eines Pronomens an, und stehet alsdann
für jemand, oder man, besonders in den Casibus obliquis, wo man nicht
gebraucht werden kann. Allein dieses ganze Pronomen ist nur den gemeinen
Mundarten, vornehmlich der Niedersachsen eigen, obgleich die Franzosen ihr on,
die Engländer ihr one, und die Schweden ihr en auf eben dieselbe Art
gebrauchen.
Ich weiß wohl, daß man glaubt, daß einer gerne
thu, Das was er gerne sagt, Logau.
Was einer nicht gelernet hat, das verstehet er auch nicht.
Es' möchte einer sagen. Unter eines Bothmäßigkeit stehen. Unter
einem stehen. Es stoßen einen tausend Leute dieser Art auf. Ich weiß
schon wie sie sind, sie wollen einem stets Muth einsprechen, Gell. Wie viel
Sorgen und Noth macht einem nicht die Welt! ebend. Ach, die Haussorgen nehmen
einen so sehr mit, ebend. Zuweilen stehet auch das Neutrum eines oder eins
für eine Person oder jemand. Sobald sich eins im Hause klaget, so
verbiethe ich ihm das Essen, Gell.Dahin gehöret auch das im gemeinen Leben
so übliche unser einer, d. i. jemand von meinem oder von unserm Stande,
oder wohl gar ich selbst, wir selbst. Ging der Herr wie unser einer?
Weiße. Wenn das unser einer auch hätte, ebend. Meinen sie denn nicht,
daß unser einer auch sein Abenteuer hat? Aber gleich wohl ist unser einer
auch kein Katzenkopf, Less.
Und unser einer macht dabey gar schlechte Sprünge,
Rost.
Das einer behält hier sein männliches Geschlecht,
wenn gleich die Person, die es gebraucht, und von sich verstanden wissen will,
weiblichen Geschlechtes ist. Sonst ist auch das Neutrum für alle
Geschlechter üblich.
Der unser eins nie angeblickt, Weiße.
Es gibt Sprachlehrer, welche dieses Fürwort
vertheidigen; allein es würde dessen ungeachtet ein Flecken in der edlen
Schreibart der Hochdeutschen seyn, wenn gleich die vertrauliche Sprechart es
duldet, in welche auch die oben angeführten Beyspiele gehören. Im
Oberdeutschen gebraucht man auch den Plural eine, für einzige, den aber
die Hochdeutschen gleichfalls nicht kennen.Anm. 1. Das Zahlwort Ein ist
denjenigen entgegen gesetzet, was mehr ist als eins, das Beywort dem ander, der
Artikel und das Fürwort aber dem kein. Der Artikel ist eigentlich eine
figürliche Bedeutung des Zahlwortes, wodurch Ein Individuum aus der Menge
heraus gehoben, und zum Repräsentanten der ganzen Gattung gemacht wird.
Beyde grenzen daher so nahe an einander, daß es Ausdrücke gibt, wo
man ungewiß bleibt, ob das ein zu dem Zahlworte oder zu dem Artikel
gehöret.Anm. 2. Man wird wenig Mühe haben, den Artikel, besonders
aber das Zahlwort ein in allen Europäischen Mundarten wieder zu finden.
Bey dem Ulphilas lautet es ains, aina, ain,bey dem Kero ein, einaz, im Angels.
an, aenc, im Engl. one, im Holländ. Dän. und Nieders. een, im Schwed.
en, im Isl. eirn, im Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , einige, im Latein. unus, im Franz. un
und on. Dem Hebr. Echat kommt das Indische und Persische ik und vielleicht auch
das Wendische edek näher. Im Pohln. heißt ein jeden, in Neu Guinea
und den Inseln der Südsee aber Tacü, Taci, Tika, Kaou.
S. auch Kein und Allein.2. [
1685-1686]