Der Brand
, des -es, plur. die Brände, von dem Verbo brennen, in
dessen beyden Gattungen.1. Derjenige Zustand, in welchem ein Körper
brennet, und gebrennet wird, ohne Plural. 1) Eigentlich. Warte bis das Feuer,
bis das Licht in den Brand kommt. Den Brand einer Sache befördern. Das
Feuer im Brande erhalten. Am häufigsten wird es im gemeinen Leben von
einer Feuersbrunst, oder demjenigen Zustande einer Sache gebraucht, da sie von
dem Feuer verzehret wird. Aber da gebraucht man es nur von großen
Körpern, welche bey dem Verbrennen eine starke Flamme geben. In Brand
stecken, oder setzen. Das Haus, das Dorf, das Schiff ist in Brand gerathen. Ein
Haus von dem Brande (der Feuersbrunst) erretten. Einen Brand löschen. Auf
den Brand betteln, wegen des durch eine Feuersbrunst erlittenen Schadens an
seinem Vermögen betteln.
S. Abbrennen und Brandbettler. Der letzte Brand zu
Portsmouth war sehr heftig. Wenn das Wort in dieser Bedeutung auch von kleinen,
geringen Dingen gebraucht wird, so geschiehet es gemeiniglich nur im Scherze.
Auch in der thätigen Gattung des Verbi brennen, bedeutet Brand zuweilen
die Handlung, da man eine Sache in Brand setzet, oder auch nur durch Brennen
eine gewisse Wirkung hervor bringet. Der Brand der Ziegel, des Kalkes, des
Porzellans u. s. f. So ist der Brand zuweilen auch eine chirurgische Operation
bey Menschen und Thieren, da man schadhafte Theile brennet. Auch die
Einbrennung eines Zeichens heißt im gemeinen Leben mehrmahls ein Brand.
Den Brand vornehmen. 2) Figürlich. (a) Eine Krankheit bey Menschen,
Thieren und Gewächsen, welche wie ein brennendes Feuer schnell um sich
greift, weil die innern Theile in eine tödliche Entzündung gerathen.
Der kalte Brand, Schwed. Kallbrand, welcher die Gefäße und Muskeln
angreift, und bey welchem die entzündeten Theile schwarz werden und
absterben, Sphacelus. Der heiße Brand, die Fäulniß der
flüssigen Theile, Gangraena. Den Brand bekommen. Der Brand ist dazu
geschlagen. Auch der Beinfraß, caries, wird zuweilen der Brand, der
Gliederbrand, oder Knochenbrand, besonders bey Thieren, genannt. Bey dem Viehe,
besonders dem Rindviehe und den Schafen, hat man außer den jetzt
angeführten noch einige andere Arten dieser Krankheit. Dahin gehören
der schwarze oder innerliche Brand, der Herzbrand, wobey das Thier
plötzlich umfällt und stirbt, worauf das Fleisch schwarz und
verbrannt aussiehet, welcher Brandaber eigentlich eine Art des Schlages ist;
der weiße Brand greift die innern Theile an, besonders die Leber, welche
alsdann braun und dick wird, in welchem Falle er der Leberbrand genannt wird.
Der Brand an den Bäumen macht den Stamm inwendig um das Mark schwarz und
anbrüchig, und verzehret auch die Rinde von außen, so daß sie
ganz schwarz aussiehet. Bey den Weinstöcken kennet man einen doppelten
Brand, oder wie man ihn in Oberdeutschland und Franken nennet, Brenner, den
rothen Brand, der in Franken auch Laubrausch heißt, weil er nur das Laub
angreift und es roth und dürre macht, und den schwarzen Brand, der
schwarze Flecken an den Beeren und an dem Holze hervor bringt.
S. Brenner. Beyde Arten hält man für eine
Wirkung schädlicher Dünste. Der Brand in dem Getreide, hat seinen
Nahmen bloß von der schwarzen verbrannten Farbe, welche die damit
behafteten Körner des Getreides haben, und besteht nach den neusten
Beobachtungen aus gewissen Würmern, oder vielmehr aus kleinen Eyern eines
unmerklich kleinen Insectes, welche sich mit Aussaugung des Kornes weiter
fortpflanzen. Das Korn, welches davon betroffen wird, ist größer, als
gewöhnlich, und von außen oft schwarz. Man kennet im gemeinen Leben
eine dreyfache Art dieses Brandes: den Steinbrand, der besonders den Weitzen
anfällt, und wobey das Mehl in den Körnern verderbt wird und schwarz
aussiehet; das Mutterkorn, der in dem Rocken am häufigsten ist,
S. dieses Wort; und den Staub- und Flugbrand, der in dem
Weitzen, Gersten und Hafer angetroffen wird, und das Korn in einen schwarzen
Staub verwandelt. Im Franz. heißt dieser Fehler des Getreides Nielle,
Brulure, im Italiän. Fuligine, Volpe, Nigella, bey den Alten Fuligo oder
Uredo, im Oberdeutschen auch das Brenner.
S. Brandkorn und Mutterkorn. (b) Eine große
Dürre und Hitze, doch nur in der biblischen Schreibart. Wenn eine
Theurung, oder Pestilenz, oder Dürre, oder Brand - im Lande seyn wird, 1
Kön. 8, 37; 2 Chron. 6, 28. (c) Eine heftige verzehrende Leidenschaft,
besonders der Liebe, welche in allen Sprachen und Jahrhunderten ein Feuer
genannt wird.
Vielleicht bereut sie schon den unglückselgen Brand
Weiße. Und was in diesen Blicken Ein stiller Brand mir schien, ebend.
Obgleich das Wort in dieser ganzen Bedeutung der Regel nach
keines Plurals fähig ist, so findet sich doch derselbe zuweilen, und zwar
nicht nur im gemeinen Leben, sondern selbst bey den Dichtern in
figürlicher Bedeutung, besonders in den vorigen Zeiten. Die Brände im
Walde.
Die Seele Will unter heißen Bränden Ihren tollen Lauf
vollenden, Gryph. Ihr fühlt den Puls, ihr merkt die schnellen Brände,
ebend. Dämpfet die Brände der irdischen Lust, ebend.
2. Was da brennet oder gebrannt hat; und zwar, 1) eigentlich.
So wird ein brennendes Stück Holz im gemeinen Leben häufig ein Brand
genannt, im mittlern Lateine Branda. Ein glimmender, ein rauchender Brand. Er
wurde noch wie ein Brand aus dem Feuer gerissen, figürlich, er wurde
plötzlich aus einer großen Gefahr errettet. Auch wenn dieses Holz
nicht mehr brennet, aber doch ehedem gebrannt hat, heißt es noch ein
Brand, und zuweilen auch ein Löschbrand, d. i. ein gelöschter Brand.
Auf eben diese Art führen unausgebrannte Kohlen, Rauchkohlen, im gemeinen
Leben auch den Nahmen der Brände, oder Bränder. 2) Figürlich,
was eine verbrannte Gestalt hat, was so aussiehet, als wenn es ein Mahl
gebrannt hätte, von der [
1147-1148] gelben oder noch
häufiger von der schwarzen Farbe. So nennen die Jäger den schwarzen
Flecken, welchen die Hirsche zur Brunstzeit unter dem Zaume bekommen, den
Brand. In den Blechhütten ist es der gelbliche Strich unten an den
Blechtafel, der von dem Abstreifen der überflüssigen Zinntropfen mit
einem ledernen Handschuhe herrühret.
S. auch Brandfuchs, Brandhirsch und andere Zusammensetzungen
mehr, wo dieses Wort so viel als braun, schwärzlich, dunkel
bedeutet.3. Was zum Anzünden, oder zum Verbrennen dienet. In diesem
Verstande wird nicht nur im gemeinen Leben das nöthige Brennholz, zuweilen
der Brand, oder Verbrand genannt, sondern bey den Feuerwerkern heißt auch
ein Zünder, der so lange brennet, bis eine Brandkugel an denjenigen Ort
kommt, wo sie zünden soll, ingleichen das geriebene und mit Kohlenstaub
vermengte Pulver, welches zu solchen Zündern, Lauffeuern u. s. f. genommen
wird, und eine helle Flamme und Funken gibt, der Brand.
O sprich, wer war des Kriegs unseliger Brand? Weiße.
Wer zündet oder stiftete diesen Krieg an?4. So viel als
man auf ein Mahl durch das Feuer zubereiten oder brennen kann, bey
verschiedenen Arbeitern. Ein Brand Ziegel, so viel als Ziegel, als auf Ein Mahl
in dem Ziegelofen gebrennet werden. Zwey Brände Pech. Drey Brände
Kalk.5. Der Ort, wo ein Feuer gebrannt hat, oder wo etwas eingebrennet worden.
So heißt diejenige Stelle, wo man sich mit Feuer und siedendem Wasser
verbrannt hat, im gemeinen Leben der Brand. Eben diese Benennung führen
auch die Zeichen, welche man Thieren oder andern Dingen einbrennet; ja zuweilen
werden auch solche Zeichen ein Brand genannt, die nur durch Scheidewasser
eingeätzet worden. Plätze im Walde, welche durch das Feuer
verwüstet worden, heißen nicht nur Brandstätten und
Brandplätze, sondern zuweilen auch nur schlechthin Brände, welchen
Nahmen auch figürlich unfruchtbare Stellen auf dem Acker führen, wo
nichts fortkommen will;
S. Brandader. Ein neu ausgereutetes Feld, ein Neubruch,
wurde ehedem gleichfalls ein Brand genannt, vermuthlich, weil man das Holz auf
demselben mit Feuer vertilget hatte.6. Der Schmutz, welcher von dem
entzündeten Pulver in dem Gewehre verursachet wird. Auf den Brand laden,
ohne das Gewehr vorher zu reinigen. Der Brandschuß, welcher aus einem
schmutzigen Gewehre geschiehet.Anm. Brand, in der verwandten
Holländischen, Dänischen und Schwedischen Mundarten gleichfalls
Brand, kommt von brennen, wie Stand von stehen. Indessen hat es doch darin
etwas besonders, daß der harte Mitlauter des Verbi in dem Hauptworte in
den verwandten weichern verwandelt wird, welches sonst nicht üblich ist.
In einigen Zusammensetzungen stehet Brand deutlich genug für das
Participium brannt oder gebrannt. Bey dem Verfasser des alten Gedichtes auf den
heil. Anno lautet das Hauptwort schon Brand. Unser d rühret vermuthlich
von einer veralteten Form des Verbi her, wovon noch in dem Holländischen
eine Spur vorhanden ist, wo branden, brennen bedeutet.
S. Brandung. Im Französischen ist Brandon eine
Fackel. Wenn Brand titionem bedeutet, so lautet es in den gemeinen Mundarten im
Plural oft Bränder. Ehedem gebrauchte man dieses Wort auch in der
figürlichen Bedeutung des Scheines, Glanzes, welche noch in den
eigenthümlichen Nahmen Hildebrand, u. s. f. zum Grunde liegen soll. Aus
eben dieser figürlichen Bedeutung leitet Ihre auch die Bedeutung eines
Schwertes her, welche dieses Wort in den mittlern Zeiten in mehrern Sprachen
hatte, wie aus dem Schwed. und Schottländ. Brand, dem
Altfranzös.Brand, und dem Ital. Brando erhellet. In der im gemeinen Leben
üblichen figürlichen Redensart, einem auf den Bränden liegen, d.
i. ihn nicht aus den Augen lassen, genau auf ihn Acht haben, stehet Brände
vermuthlich für Branten.
S. Brante.2. [
1149-1150]