Der Schlag
, [
1489-1490] des -es, plur. die Schläge,
von dem Zeitworte schlagen. 1. Zunächst der mit dem Schlagen verbundene
eigenthümliche Laut oder Schall. 1) Eigentlich. Es that einen Schlag, sagt man
noch seht häufig von gewissen schnellen und heftigen Arten des Schalles,
dergleichen z. B. des Donners, der Knall einer Büchse ist. (
S. Donnerschlag.) Ein kalter Schlag, im gemeinen Leben,
ein Blitz, welcher schmettert oder knallet, aber nicht zündet, zum Unterschiede
von einem heißen Schlag. Eine Büchse hat einen guten Schlag, wenn sie gut
knallet. Von einer andern Art ist der Schlag gewisser Sangvögel, d. i. ihr
Gesang, und die Art und Weise, wie sie singen; wo doch singen und schlagen
nicht einerley sind, so wenig als die dadurch bezeichnete Töne einerley sind.
Der Schlag der Wachtel, der Nachtigall, der Lerche, des Finken u. s. f. ihre
Art und Weise zu schlagen; wo der Plural ungewöhnlich ist. Dahin gehöret auch
in der Musik der Vorschlag und Nachschlag.
S. diese Wörter. 2) In weiterer Bedeutung, oder vielmehr
in der ersten und nächsten Figur des Schalles, ist der Schlag die Handlung des
Schlagens. (a) Von dem Neutro schlagen. aa) In dessen mehr eigentlichen
Bedeutung. Der Schlag einer Uhr, das Anzeigen der Zeittheile durch Schlagen an
eine Glocke. Mit dem Schlage sechs da seyn, gerade in dem Augenblicke, wenn es
sechs schläget. Er kam gleich nach dem Schlage, nachdem es geschlagen hatte. Es
ist auf dem Schlage vier, es wird den Augenblick vier schlagen. Wenn bloß die
Handlung als ein Abstractum bezeichnet wird, so ist der Plural ungewöhnlich;
nicht aber von einzelnen Schlägen. Die Uhr thut in der Nacht eilf Schläge,
Lichtw. sie schlägt eilf. Der Schlag des Herzens, des Pulses. Der Puls thut in
einer Minute funfzig Schläge. Ingleichen ein heftiger mit dem diesem Worte
eigenthümlichen Laute verbundener Fall. Einen Schlag thun, hinschlagen. bb)
Figürlich, von schlagen, so fern es das Gerathen in einen Zustand bedeutet, ist
Schlag noch sehr häufig die Art, Gattung eines Dinges, und in weiterer
Bedeutung, dessen Beschaffenheit, wo der Plural ungewöhnlich ist; Nieders.
Slag, Schwed. Slag. Leute von Einem Schlage, von einer Art oder Beschaffenheit.
Die Mohren sind ein ganz anderer Schlag von Menschen, als die Europäer. Er
kommt wieder auf den alten Schlag, auf die alte Art und Weise zu handeln.
Menschen von diesem Schlage scheint die Abneigung gegen die Gesellschaft eine
Thorheit zu seyn, Zimmerm.
Die Fürsten sind ein Schlag von Leuten, Der selten kaum
erträglich fällt, Göcking.
Das ist auf den Schlag, wie sie es gern höret. Der
Mittelschlag, die Mittelgattung. (
S. Geschlecht.) Das bey den Mahlern übliche Baumschlag
scheinet gleichfalls hierher zu gehören, indem dieses doch nichts anders
bedeutet, als die Art und Weise, die Bäume, und besonders das Laubwerk
derselben auszudrucken und zu mahlen, wo jeder Mahler seine eigene Manier hat.
Dahin gehören vermuthlich auch einige Zusammensetzungen, wo es figürlich ein
Concretum bedeutet, was etwas von einer gewissen Art an sich hat. Ein gewisser
röthlicher Eisenstein heißt in den Kupfergruben so wohl Lebererz als
Leberschlag. Eine röthlich braune Blende wird daselbst Rothschlag genannt. cc)
Andere Bedeutungen nach andern Figuren hat es in den Zusammensetzungen
Anschlag, Rathschlag, Kaufschlag, der Ausschlag einer Sache, die Art und Weise,
wie sie sich endiget u. s. f.
S. diese Wörter, ingleichen Schlagen. (b) Von dem Activo
schlagen. aa) Diejenige heftige und schnelle Bewegung eines Körpers wider den
andern, welche durch das Zeitwort ausgedruckt und nachgeahmet wird. Ein Schlag
mit dem Hammer, mit dem Stocke, mit der Hand. Drey Schläge mit dem Hammer thun.
Schlag auf Schlag. Im Plural bedeutet es sehr häufig dergleichen Schläge zur
Züchtigung. Jemanden Schläge geben, Schläge verdienen. Nach Schlägen ringen.
Wiederhohlte Schläge des Schicksals, figürlich, wiederhohlte Unglücksfälle. Im
Schwabenspiegel ist Slak ein Unglück. In einigen Fällen bedeutet es figürlich
die Tödtung vermittelst eines Schlages; besonders in den Zusammensetzungen
Geyerschlag und Hundeschlag. bb) Die auch unter dem Nahmen des Schlagflusses
bekannte gefährliche Krankheit, wird häufig nur der Schlag schlechthin genannt,
wo zugleich der Plural ungewöhnlich ist. Von dem Schlage gerühret, getroffen
werden. Der halbe Schlag, die Lähmung auf Einer Seite; Hemiplexia. (
S. Schlagfluß.) Im Pohln. und Böhm. Szlak, Slak. Der
Grund der Benennung scheinet in dem plötzlichen und heftigen Anfalle dieser
Krankheit zu liegen, nach dem Muster des Griech. Apoplexia, welches gleichfalls
von -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , schlagen,
herstammet; Ital. Percossia. So fern schlagen ehedem auch für tödten gebraucht
wurde, kann Schlag auch einen plötzlichen Tod überhaupt bedeuten, wenigstens
wird in dem Schwabenspiegel Slack von der Pest gebraucht. Ehedem nannte man
diese Krankheit den Tropf, ohne Zweifel von treffen, ingleichen die Perle. Im
Niedersächsischen heißt sie die Röhringe und Popelste, welches letztere aus
Apoplexia verderbt ist. Die Lähmung ist nur eine gelindere Art des Schlages.
cc) In der Seefahrt wird der Lauf eines Schiffes von einer Wendung zur andern
im Laviren ein Schlag genannt, von schlagen, für schnell wenden. Kurze Schläge,
lange Schläge machen. Mit Schlägen laufen, laviren, d. i. bey widrigem Winde
nach Richtungen laufen, welche den Fahrtstrich nach Winkeln durchschneiden,
anstatt geradeaus zu gehen, in einem Zickzack mit spitzigen Winkeln fahren. 2.
Ein Werkzeug, womit man schlägt. So wird wenigstens bey den Fischern der
Schwanz der Fische der Schlag genannt. 3. Was geschlagen wird, ingleichen was
durch Schlagen hervor gebracht wird, in verschiedenen einzelnen Fällen. 1) Was
geschlagen wird. Dahin gehöret der Einschlag der Weber, oder dasjenige Garn,
welches vermittelst des Schlages mit dem Aufzuge verbunden wird; der Einschlag
der Weinhändler, was in den Wein zu dessen Verbesserung geschlagen oder gethan
wird, und andere Zusammensetzungen mehr. In den Niederdeutschen Marschländern
ist der Deichschlag oder Schlag schlechthin, derjenige Theil eines Deiches,
welcher jemanden zur Unterhaltung zugeschlagen oder angewiesen ist, welchen er
im baulichen Stande erhalten muß.
S. Deichschlag. 2) Was durch Schlagen hervor gebracht
wird. Der Hammerschlag oder Eisenschlag, was im Schmieden des Eisens von
demselben abspringet. Das Gepräge einer Münze wird noch häufig der Schlag
genannt; wo der Plural ungewöhnlich ist. Geld von einerley Schlage, Gepräge.
Auch das Zeichen, welches manche Arbeiter auf ihre Waaren zu schlagen pflegen,
ist unter diesem Nahmen bekannt. In der Musik ist der Schlag das vermittelst
[
1491-1492] eines Schlages mit der Hand angedeutete
Zeitmaß; der Tact. Ein ganzer Schlag, ein ganzer Tact. (
S. Doppelschlag.) Der Hufschlag ist die Spur eines Hufes
in der Erde, die Fußstapfen eines Pferdes, und im Niedersächsischen wird das
Geleise der Pickerslag genannt, von Picker, ein Frachtwagen. Bey den Müllern
sind Schläge die Rinnen, welche in den Mühlstein gehauen werden. Tiefe Wunden,
welche ein wildes Schwein schläget, sind bey den Jägern unter dem Nahmen der
Schläge bekannt. Ja es werden allerley Gräben, Öffnungen u. s. f. in vielen
Fällen Schläge genannt. In Franken heißen die breiten Gräben am Ende der
Weinberge, worin man das abschießende Wasser auffängt, Schläge. Im Bergbaue ist
der Querschlag eine Öffnung, welche in die Quere geführet wird. Schlacht in
Boxhorns Glossen für Gurgel, und unser Schlucht sind damit nahe verwandt. Dahin
scheint auch das Niederdeutsche Wort Schlag zu gehören, wenn es bey dem
Torfgraben in Morästen ein Maß des ausgestochenen Torfes bezeichnet, wo es eine
Fläche von 32 Fuß lang und 8 Fuß breit bezeichnet, so daß die Torfstücken zwar
aufrecht, aber doch schräge gegen einander gelehnt, zu stehen kommen, welches
in Schläge setzen genannt wird. Acht Schläge machen ein Tagewerk, welches also
2048 Quadrat-Fuß oder 8192 Torfe oder Stücken Torfes enthält. Indessen kann
hier auch die folgende Bedeutung einer Fläche Statt finden. 3) Der Ort, wo
geschlagen wird, oder wo geschlagen worden. So wird im Forstwesen ein
abgeholzter Platz, auf welchem das Holz ausgeschlagen worden, ein Schlag
genannt. Eben daselbst ist der Schlag auch derjenige Theil eines Waldes, in
welchem Holz geschlagen wird, oder geschlagen werden soll, und der auch das
Gehau, der Hau, der Holzschlag genannt wird. 4) Dasjenige was schlägt, in
mehrern eigentlichen und figürlichen Bedeutungen des Neutrius schlagen. Von
schlagen, knallen, ist in der Feuerwerkskunst der Schlag derjenige Satz an den
Racketen u. s. f. welcher bey seiner Entzündung den Schlag oder Knall
verursacht. Von schlagen, plötzlich niederfallen, wird ein Schlagbaum,
ingleichen ein Querbaum vor den Wegen, eine Fallthür vor den Taubenhäusern u.
s. f. noch häufig ein Schlag genannt, welche Benennung denn auch ein mit einem
solchen Schlage versehenes Behältniß bekommt. In Dresden haben die Vorstädten
keine Thore, sondern nur Schläge. Der Taubenschlag, eine mit einer Fallthür
versehene Wohnung der Tauben; der Meisenschlag, ein mit einer Fallthür
versehener kleiner Kasten, Meisen darin zu fangen u. s. f. Die Thür in den
Kutschen, besonders in den großen Landkutschen führet auch noch den Nahmen
eines Schlages; in dem Schlage sitzen. Vermuthlich, weil sie ehedem die Gestalt
einer Fallthür hatte. Indessen findet in den meisten dieser Fälle auch die
vorige zweyte Bedeutung einer Öffnung Statt. Von schlagen, hervor sprossen, ist
der Ausschlag bekannt, siehe dasselbe. 5) In der Landwirthschaft wird eine
Reihe mehrerer neben einander liegender Äcker häufig ein Schlag genannt. Die
besten Schläge. In Niedersachsen sind die Bienenschläge, Außenschläge,
Koppelschläge u. s. f. bekannt. Der Acker liegt in drey Schlägen. Vielleicht
verstehet man hierunter zunächst dasjenige, was man in dem Hochdeutschen
Feldbaue die Ahrt oder Art nennet, in welchem Falle es zu dem obigen Schlag,
Geschlecht, Gattung, Art und Weise, gehören würde. Allein es kann auch die
Bedeutung einer ebenen ausgedehnten Fläche Statt finden, weil schlagen auch
sich in die Länge und Breite ausdehnen bedeuten kann. Ohne Zischlaut ist im
Lettischen Laukas das Feld, im Esthnischen Laks und im Finnischen Laako ein
Thal, wovon die beyden letztern zu Schlag, ein Graben, und Schlucht, das erste
aber zu Lage und dessen Familie gehören. [
1491-1492] Anm.
Bey dem Ulphilas Slaha, bey dem Ottfried Slag, im Schwed. und Nieders. Slag, im
Angels. Slaege.
S. Schlagen. [
1491-1492]