Quer
, [
891-892] adj. et adv. welches doch in
Gestalt eines Nebenwortes am üblichsten ist. Es bedeutet, 1. eigentlich, der
Richtung in der Breite nach, nach einer Linie oder Richtung, welche mit einer
andern für die Länge angenommene Richtung oder Linie einen rechten Winkel
macht. Einer queren Hand breit, so breit, als die Hand der Breite nach beträgt.
Eines queren Fingers breit. Leisten einer queren Hand breit, Ezech. 40, 43.
Außer diesen und vielleicht einigen wenigen andern Fällen ist es in der Gestalt
eines Beywortes im Hochdeutschen veraltet, indem für quere Linie, queres Holz
u. s. f. die Zusammensetzungen Querlinie, Querholz u. s. f. gebraucht werden.
Es ist daher in Gestalt eines Nebenwortes am üblichsten, die Länge nach einem
rechten, oder ungefähr rechten Winkel durchschneidend. Quer über den Weg gehen.
Quer über das Feld reiten. Ein Holz quer auf das andere befestigen. Eine Linie
über die andere ziehen. Quer durch den Fluß waten. Mit dem Balken quer durch
die Thür, quer in das Haus wollen. Quer Feld ein kommen, (nicht, wie einige zu
schreiben pflegen, querfeld ein. Du kommst mir querfeld ein, Rost, indem das
Querfeld ganz etwas anders bedeuten würde,) quer über das Feld kommen;
ingleichen figürlich, etwas nicht zur Sache gehöriges vorbringen, etwas
verkehrt vortragen. Für das Oberdeutsche überquer, ist im Hochdeutschen
überzwerch üblich. (
S. Zwerch. 2.) * Figürlich, wo es ehedem in meh- rern
uneigentlichen Bedeutungen üblich war, welche aber im Hochdeutschen veraltet
sind. 1) Verkehrt. So siht mans in der werlte twerhes stende, Reinmar der Alte.
Im Angels. ist thweor, thwyr, im Engl. thwart, und im Nieders. dwars, dwas,
gleichfalls verkehrt, widersinnig. 2) Erzürnet, böse; schon bey dem Ulphilas
thvairhs, im Schwed. tvär. So wirde ich mit twerhen ougen schilhend angesehen,
Hermann von der Vogelweide. Anm. Auch dieses Wort ist so wie Quehle ein
merkwürdiger Beweis von dem Übergange der Consonanten in einander. Die
Niederdeutschen sagen zwar auch quer, wie die Hochdeutschen, doch ist bey ihnen
dweer, dwars und dwas üblicher. Im Oberd. lautet dieses Wort mit angehängtem
Hauchlaute querich noch häufiger aber zwerch, welches in einigen Fällen auch im
Hochdeutschen gangbar ist, bey den Schwäbischen Dichtern twerh, bey dem
Ulphilas thvairh, im Angels. thweor, thwyr, im Schwed. tvär, im Engl. queer und
thwart, im Isländ. tuer. Wachter leitet es von dem Celtischen gwyr, krumm, Lat.
curvus, her, und erkläret es überhaupt, von der geraden Linie abweichend. Es
kann seyn, daß es mit diesem Worte verwandt ist, allein alsdann stammet es mit
demselben von einem ältern gemeinschaftlichen Stamme her, welcher das alte
queren, drehen. (
S. Quern, eine Handmühle,) ist, von welchem vertere,
verrere, varus für transversum, und vara, ein Querholz, werren, wirren, nur
durch den weggelassenen Gaumenlaut, kehren oder durch den unterdrückten
Blaselaut, unterschieden sind. (
S. Querlen.) Daher kommt es denn auch, daß im Nieders.
Dwerlicht ein Irrlicht bedeutet, und es stehet dahin, ob nicht irren und errare
selbst hierher gehören. Wenigstens muß man das bey den Tischlern und
Holzarbeitern noch übrige überhöre, oder vielmehr über höre, hierher ziehen,
indem es gleichfalls in die Quere, oder überhaupt, überzwerch, bedeutet. Das
Holz überhöre arbeiten, in die Quere, nicht nach den Faden des Holzes. (
S. Quere, Quieren und Zwerch.) In einigen der folgenden
Zusammensetzungen scheinet quer, Nieders. dwer, aus zwey, zwier, Nieders. twe,
entstanden zu seyn.
S. Querart, Quernacht und Quersack.
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893-894]