Die Nuß
, [
541-542] plur. die Nüsse, Diminut. das
Nüßchen, Oberd. Nüßlein, ein Wort, welches nach seinem weitesten Umfange, so
wohl von einer rundlichen Vertiefung, als auch, von einer runden Erhöhung, von
einem runden, oder rundlichen Körper gebraucht wird, doch in beyden Bedeutungen
nur noch in einigen Fällen üblich ist. 1. Eine Vertiefung. An einer Armbrust
wird eine rundliche Kerbe oder Rinne, worin die Sehne ruhet, und aus welcher
sie heraus geschnellet wird, die Nuß genannt. Eben diesen Nahmen führet auch
die rundliche Kerbe unten an dem Pfeile, mit welcher er auf der Sehne lieget,
ingleichen die Rinne an den Enden des Bogens, worin die Sehne befestiget ist;
im mittlern Lat. Nux, Franz. Noix. Von welchen Bedeutungen Frisch die
ehemahligen figürlichen R. A. herleitet: aus der Nuß seyn, vor Leidenschaft
außer sich, seiner nicht mehr mächtig seyn, und jemand wieder in die Nuß
bringen, ihn besänftigen, wieder zu sich selbst bringen. Ja im Oberdeutschen
wurde ehedem ein jeder Canal, eine jede Rinne, eine jede um des Zusammenhanges,
um der Verbindung mit einem andern Theile willen gemachte Vertiefung eine
Nusche oder Nuschel genannt, wovon Frisch bey diesem Worte mehrere Beyspiele
angeführet hat. (
S. Nuth,) mit welchem es verwandt ist. In den
Monseeischen Glossen ist Nuosci eine Röhre. Im mittlern Lat. kommt Nusca häufig
von einer Schnalle vor, wo es unmittelbar von nähen, verbinden, abzustammen
scheinet. Bey den Jägern wird das weibliche Geburtsglied der Hündinnen und
vierfüßigen Thiere so wohl die Nuß, als die Schnalle genannt, und im mittlern
Lateine ist Nux eine Art eines Gefäßes. 2. Eine runde Erhöhung, ein fester
runder oder rundlicher Körper. 1) Im weitesten Verstande nur noch in einigen
Fällen. So werden verhärtete Stückchen Thon in den Sandsteinen Nüsse genannt,
welche Nahmen auch runde verhärtete Massen in weichern Erdarten führen, (
S. Mergelnuß.) An verschiedenen Werkzeugen, z. B. an
einem Meßtische, an einem Astrolabio u. s. f. ist die Nuß eine hohle Kugel, in
deren Höhlung eine mit einem Zapfen versehene kleinere Kugel beweglich ist, um
dadurch ein nach allen Seiten bewegliches Gewerbe oder Gewinde zu machen, wo es
aber vielmehr zur vorigen Bedeutung der Verbindung gehöret.
(S. Nußband.) In den Feuergewehren heißt das rundliche
Eisen, auf welchem die Federn ruhen, die Nuß. Auch das im gemeinen Leben
übliche Nischel, so fern es den Kopf bedeutet, gehöret hierher. (
S. auch Pfeffernuß.) 2) In engerer Bedeutung ist in dem
Pflanzenreiche die Nuß eine gemeiniglich runde Frucht, welche in einer harten
Schale eingeschlossen ist, wo es doch auf den Gebrauch ankommt, welche Früchte
diesen Nahmen bekommen oder nicht. (
S. Wassernuß, Pimpernuß, Muskatnuß, Zirbelnuß, Erdnuß u. s.
f.) Die Früchte der Buchen und Eichenbäume werden oft Buchnüsse und
Eichnüsse, so wie die Mandeln Mandelnüsse und die Samenbehältnisse der Linden
Zernüßchen genannt. 3) Im engsten Verstande führet besonders eine gedoppelte
Art von solchen Früchten den Nahmen der Nüsse. Die Haselnuß, welche oft auch
nur die Nuß genannt wird. Nüsse pflücken, knacken u. s. f. In die Nüsse gehen,
in den Wald gehen, Nüsse zu pflücken. Figürlich ist in die Nüsse gehen,
verloren gehen, in die Krätze gehen; wo es noch dahin stehet, ob das Wort hier
nicht zu einem andern Stamme gehöret. Das ist eine harte Nuß, sagt man von
einer schweren, mühsamen oder auch sehr unangenehmen Sache. (
S. Haselnuß.) Die Wälsche Nuß, oder im gemeinen Leben,
zusammen gezogen die Wallnuß, ist die Frucht des Wälschen Nußbaumes, welcher in
Persien einheimisch ist, von da er über Griechenland nach Italien oder
Wälschland, und von da zu uns gekommen ist, daher er auch den Nahmen hat;
Juglans L. Anm. In der zweyten und dritten Bedeutung bey dem Willeram Nutz, im
Lat. Nux, im Ital. Noce, im Franz. Noix, im Lotharingischen im Plural Nueches,
im Span. Nuez. Andere Sprachen und Mundarten haben statt des Zischlautes das
verwandte t, wie das Nieders. Nut, das Dän. Nood, das Schwed. Nott, das Isländ.
Hnitt, das Angels. Hnutt, das Engl. Nut. Es gehöret in Ansehung der Erhöhung,
der rundlichen festen Masse, zu Nudel, Knote, Knospe, Knödel, Nast, Knast u. s.
f. und in Ansehung der Vertiefung zu Nachen, nähen, naht u. s. f. Im Oberd.
lautet der Plural die Nussen. [
543-544]