Ja
Ja,
[
1405-1406] ein bejahendes Nebenwort. 1.
Eigentlich, wo es geradezu versichert, daß eine Sache ist, gewesen ist, oder
seyn wird. Man gebraucht dasselbe, 1) nach einer vorher gegangenen Frage. Haben
sie ihn gesehen? Antw. Ja. - Werden sie kommen? Antw. Ja. Etwas mit ja!
beantworten. Willst du es thun? Sage ja oder nein. Wo es auch zuweilen als ein
Hauptwort gebraucht wird. Er antwortete mit einem lauten Ja. Ein Frauenzimmer
gibt ihr Ja von sich, wenn sie einer Mannsperson die Ehe verspricht. (
S. Jawort) Ach ja! und ey ja gehören in den meisten
Fällen in die gezierte Sprache des gemeinen Lebens. Ja freylich, ja wohl,
verstärken die Bejahung, so wie ja doch ein mit Verdruß oder im Unwillen
ausgesprochenes Ja ausdrucket. 2) Nach einer vorher gegangenen Bitte Ja, es
soll geschehen. Ja, ich will es thun. Zu einer Sache, zu einer Bitte ja sagen.
Sagen sie immer ja! bewilligen sie es immer. Ingleichen als ein Hauptwort. Sein
Ja ist mir genug. (
S. Jawort,) 3) Aber auch außer diesen Fällen dienet zur
directen Bejahung, es mag nun ein anderer dazu Anlaß geben, wenn z. B. seine
Rede einen Zweifel enthält. Ich glaube nicht, daß man vor Liebe krank werden
könne. Ja wohl kann man vor Liebe krank werden. Oder auch eine Versicherung.
Ja, ja, sie mag ein gut Gemüth haben, Gell. Ingleichen, ohne vorher gegangene
Veranlassung eines andern. Herr, ja, ich glaube, daß u. s. f. Joh. 11, 27. Ja
komm Herr Jesu, Offenb. 22, 20. Besonders bey der Wiederhohlung eines Satzes
oder Wortes um des Nachdrucks willen. Das Schwert, ja das Schwert ist
geschärft, Ezech. 21, 9. Denn der Tag ist nahe, ja des Herrn Tag ist nahe, Kap.
30, 3. Ich will mich mit dir verloben, ja im Glauben will ich mich mit dir
verloben, Hof. 2, 20. Ingleichen vor bedingenden Partikeln.
Ja, wenn ich unvorsichtig wäre Da freylich schnitte mich die
Schere, Gell.
2. Figürlich, wo die Bejahung von verschiedenen
Nebenbegriffen begleitet wird, und oft sogar verschwindet. 1) Oft begleitet es
die Zeitwörter in solchen Sätzen, welche eine Einwendung, einen Zweifel, einen
Bewegungsgrund u. s. f. enthalten. Es ist ja nicht schwer. Das ist ja nichts
Böses. Er ist ja die Leutseligkeit und Menschenliebe selbst, Gell. Der heutige
Tag ist ja nicht notwendig ihr Brauttag, ebend. Einer Freundinn kann man ja
wohl eine kleine Schwachheit vergeben, ebend. Sie wissen es ja. Aber warum bin
ich so unruhig? Ich liebe ihn ja nicht. Wenn das ist, so haben sie ja nichts zu
befürchten. Ingleichen eine zweifelhafte Vermuthung. Sollte ihm ja noch etwas
fehlen. Wie auch eine Hoffnung. Oh mich der Herr tödten wollte, so will ich
doch auf ihn hoffen. Er wird ja mein Heil seyn, Hiob. 13, 15. f. Besonders wenn
sich ein Unwille mit einschleicht. Ich bin ja kein Kind mehr. Ihr höret es ja,
daß ich mich nicht zwingen lasse, Gell. Es ist ja schon gut. 2) Zuweilen
begleitet es eine Verwunderung, besonders in der vertraulichen Sprechart. Ich
habe sie ja so lange nicht gesehen. Sie haben sich ja außerordentlich geputzet.
Ach, das ist ja ganz was vortreffliches. Wo ist meine Braut? - Ja ich weiß
nicht, welche sie meinen, Gell. 3) Ingleichen, eine vertrauliche und
angelegentliche Bitte, wie auch ein Verboth. Sage es ja niemanden. Verliere es
ja nicht. Aber ja nicht auf das Fest. Fragen sie mich ja nicht. Kommen sie ja
bey Zeiten. Schicken sie es ja heute fort. Komm ja, sonst stirbt die Frau
Schwägerinn, Gell. 4) Eben so oft macht es eine Steigerung, eine Gradation. Ich
habe es bey ihm gesehen, ja was noch mehr ist, er hat mir selbst gesagt.
Jedermann hält ihn für unschuldig, ja selbst seine Feinde geben ihm das
Zeugniß. Er schmähete ihn, ja, er hob sogar die Hand wider ihn auf. Das Lat.
immo, das Gothische jai, das Engl. yea, werden auf eben diese Art gebraucht. Es
scheinet fast, daß ja in dieser Bedeutung nicht die gegenwärtige Partikel,
sondern vielmehr das alte Fränkische und Alemannische ioh ist, welches so oft
bey dem Ottfried vorkommt, und unser heutiges auch ist.
S Auch. 5) Oft wird es zu einer Art eines Bindewortes,
etwas, welches dem redenden unvermuthet einfällt, in Ermangelung einer andern
Partikel, zu begleiten. Ja, was wollte ich doch sagen? Ja, das habe ich doch
wohl schon erzählet. Ja, nun fällt es mir ein. 6) Ein wahres Bindewort ist es,
wenn es Vordersätze verstärket, welche eine Bedingung enthalten, wo alsdann in
dem Nachsatze so folgt. Es stehet entweder nach einer bedingenden Partikel.
Wenn er ja nicht bleiben will, so mag er gehen. Wenn ich ja einen Fehler
begehen sollte, so erinnere mich. Oder auch allein, mit veränderter Wortfügung.
Entbehret Damis ja gewisse Freuden des Geschmackes, so entbehret er sie, weil
er sie nicht bedarf. Gell. Gefiel ihm Daphne ja zuweilen bey dem Spiel, ebend.
Es scheinet in dieser Bedeutung aus je entstanden zu seyn, welches unter andern
auch aus dem Oberdeutschen erhellet, wo es in diesem Falle wirklich je lautet.
Und mußte ihm der Edelmann, wenn er je ledig seyn wollte, das Schloß abtreten.
Bluntschli, ein Schweizer. Auch im Hochdeutschen kann man es, wenn es von einer
Zeit gebraucht wird, mit je vertauschen. Wenn ich ihn ja, oder je, wiedersehen
sollte.
S. Je. Anm. Schon bey dem Ulphilas ja, bey dem Ottfried
io, ja, in den gemeinen Mundarten, jo, ju, in Österreich und Baiern in zwei
Sylben ia, im Isländ. jä, ja, im Schwed. ja, jo, im Angels. gea, ia, gyse, im
Engl. yes und yea, im Wallis. is, im Bretagnischen hia, im Griech. -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - und -
hier nichtlateinischer
Text, siehe Image - , Dorisch -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - , im Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - ,
im Nicobarischen aa, und selbst auf der Cocos-Insel in der Südsee yio, yiouwo.
Es gehöret zu dem alten Zeitworte jahon, jehon, sagen, (
S. Beicht,) Lat. ajo, und mit denselben, Wachters
Muthmaßung zu Folge, zu dem Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe
Image - , fuit. Bey dem Kero ist giu schon, Lat. jam, Franz. deja, und ioh
sondern, auch welches aber zunächst zu auch zu gehören scheinet, so wie
Ottfried ioh, und, welches gleichfalls mit dem Griech -
hier
nichtlateinischer Text, siehe Image - , und, überein kommt. Übrigens
gebrauchen statt des directe bejahenden ja die Holländer und Engländer well,
die Tiroler und Kärnther wol und die obern Steyermärker leicht net.
[
1407-1408]