Die Hitze
Die Hitze,
[
1213-1214] plur. inus. von dem Bey- und
Nebenworte heiß, einen sehr hohen Grad der Wärme zu bezeichnen. 1. Derjenige
Zustand des Körpers, worin er heiß macht, d. i. einen hohen Grad an Wärme
hervor bringet. Die Hitze des Feuers. Die Schmelzhitze, derjenige Grad des
Feuers, in welcher die Metalle zum Schmelzen gebracht werden. Die Glühhitze,
worin das Eisen glühend wird. Die Schmiede nennen die Glühhitze und den Zustand
des Glühens bey dem Eisen nur die Wärme, denjenigen Grad des Glühens aber,
welcher zunächst an das Schmelzen gränzet, und zum Zusammenschweißen nöthig
ist, die Hitze. Die Hitze geschmolzener Metalle, des siedenden Wassers, des
Blutes u. s. f. Besonders ein hoher Grad des von den Sonnenstrahlen erwärmten
Dunstkreises. In Afrika ist oder herrschet eine unerträgliche Hitze. Die größte
Hitze befindet sich unter der Linie. Die Hitze nimmt ab, lässet nach, schlägt
ab, hat sich gelegt u. s. f. In figürlichem Verstande sagt man auch von
Gewürzen, starken Getränken u. s. f. daß sie Hitze, oder viele Hitze haben,
wenn sie einen ungewöhnlich hohen Grad der Wärme oder der Bewegung des Blutes
verursachen. 2. Die Empfindung eines hohen Grades der Wärme. 1) Eigentlich. So
sagt man, daß man Hitze habe, wenn man einen ungewöhnlich hohen Grad der Wärme
in den innern und äußern Theilen des Körpers empfindet. Eine innerliche Hitze
empfinden. Auch eine brennende schmerzhafte Empfindung an einzelnen Theilen des
Körpers führet den Nahmen der Hitze. Die Fieberhitze. In der Hitze liegen, in
der Fieberhitze. Auf die Hitze trinken, in der Hitze trinken, trinken, wenn man
sich erhitzt hat. Es brach eine ungewöhnliche Hitze in seinem Gesichte aus,
eine ungewöhnliche von der beschleunigten Bewegung des Blutes verursachte
Röthe. 2) Figürlich. (a) Ein hoher Grad der lebhaften Begierden und
Leidenschaften. Die Hitze der Jugend, die Jugendhitze. Eine Arbeit mit großer
Hitze anfangen, mit heftiger Begierde. Die erste Hitze, die lebhafte Begierde,
mit welcher man ein Geschäft gemeiniglich anzufangen pflegt. Er ist noch in der
ersten Hitze. Seine Hitze (lebhafte Begierde) hat schon nachgelassen. In der
Hitze des Gefechtes, als das Gefecht am lebhaftesten war. Es wird Hitze kosten,
im gemeinen Leben, es wird Hitze haben, d. i. es wird schwer halten, wird eine
lebhafte Anstrengung der Kräfte erfordern. Besonders die starke sinnliche
Begierde zur Begattung bey Thieren, welche auch die Brunst, und bey den Jägern
die Brunst heißt. Bey den Stuten pflegt man auch wohl das äußere Merkmahl
dieser Begierde, oder den weißen kleberigen Saft, welcher ihnen in diesem
Zustande aus den Geburtsgliedern fließet, die Hitze zu nennen. Noch häufiger,
ein lebhafter Grad des Zornes. In der Hitze seyn. Ich habe es in der Hitze
gesagt. Jemanden in die Hitze bringen. In die Hitze kommen. (b) Bey den Bäckern
ist eine Hitze Brot, eine Hitze Semmeln, so viel Brot oder Semmeln, als auf Ein
Mahl in einem geheitzten Ofen gebacken werden, welches auch ein Ofen voll Brot,
ein Gebacke, genannt wird, und in welchem Verstande man auch wohl den Plural
die Hitzen höret. (c) Bey dem Einrammen der Pfähle ist die Hitze die Arbeit mit
der Ramme von einem Ruhepuncte bis zum andern. Zwanzig Schläge in Einer Hitze
thun. Gemeiniglich rechnet man auf Eine Stunde zwölf Hitzen. Anm. Bey dem
Ottfried, Willeram und Notker Hizza und Hizzo, im Dän. Heede, im Schwed. Heta,
im Angels. Heat, Heaste, im Engl. Heat.
S. Heiß, von welchem es unmittelbar abstammet.
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1213-1214]