Feige
Feige,
[
79-80] -r, -ste, adj. et adv. 1.
Eigentlich mürbe, weich, von welchem Worte es nur in der Aussprache und
Schreibart verschieden ist. In dieser größten Theils veralteten Bedeutung ist
es nur noch in dem Bergbaue üblich, wo das Gestein feige wird, wenn es mürbe,
locker wird, so daß es sich ablösen will. Eben daselbst werden die Schächte und
Stollen feige, wenn das Holzwerk faul wird.
S. Weich. 2. Figürlich, dem Gemüthe nach weich. 1) *
Weichlich, verzärtelt.
Ni si man nihein so feigi, Ther zuuei gifang eigi,
niemand sey so weichlich, daß er zwey Röcke habe, Ottfried B.
1, Kap. 24. Eine veraltete Bedeutung. 2) * Betrübt, traurig, niedergeschlagen;
in welcher gleichfalls veralteten Bedeutung dieses Wort in dem alten Gedichte
auf Carln den Großen Vaig lautet. 3) * Dem Tode nahe, in den letzten Zügen
liegend, doch nur im Nieders. und den verwandten Mundarten; Nieders. fege, bey
dem Ulphilas feigur, im Angels. faeg, im Isländ. feigur, im Schwed. feg, wo
auch Fegd der Zustand eines Sterbenden ist. 4) Die Gefahr mehr als nöthig und
klüglich ist scheuend, verzagt, muthlos, welche Bedeutung im Hochdeutschen
allein noch üblich ist. Feige Soldaten. Ein feiges Herz. Eine feige Memme, in
der niedrigen Sprechart, ein feiger Mensch. Er bewies sich sehr feige. Anm. Im
Nieders. feeg, im Dän. fej, im Holländ. veeg. Ehedem bedeutete es auch einen
überwundenen Feind,
S. Frisch v. Faig, und im Niedersächsischen ist es auch
so viel als wenig, wo es aber ein eigenes Wort zu seyn scheinet, welches zu dem
Goth. fawaj, dem Angels. fea, feawa, dem Schwed. fae, dem Engl. few, dem Franz.
peu, dem Lat. paucus und alten Oberd. foi, fohe, gehöret. Im Oberdeutschen
lautet dieses Wort nur feig; allein die gelinde Hochdeutsche Aussprache des g
macht hier das e euphonicum nothwendig,
S. E. [
81-82]