1. Die Feige
1. Die Feige,
[
81-82] plur. die -n, die fleischige
Frucht des Feigenbaumes, und dieser Baum selbst; Ficus L. Dieser in der
Naturgeschichte so merkwürdige Baum ist aus Asien nach Griechenland und
Italien, und von da unter dem Julian nach Frankreich, und endlich nach und nach
in das übrige Europa gekommen. Wegen einiger Ähnlichkeit der Frucht oder
Blätter führen noch verschiedene andere Gewächse diesen Nahmen. Die Indianische
Feige, Cactus Ficus Indica L. ist in dem wärmern Amerika zu Hause, und hat
längliche eyförmige Gelenke, welche den Feigen gleichen. Die Afrikanische
Feige, Mesembryanthemum L. hat ähnliche Blätter. Das Eiskraut ist eine der
bekanntesten Arten derselben. Einem die Feigen weisen, d. i. einem mit
geballter Faust drohen, ist ein im Oberdeutschen üblicher, vermuthlich aus dem
Ital. mostrar oder far le fiche ad uno, entlehnter Ausdruck, welcher von der
Ähnlichkeit der Faust mit der Frucht des Feigenbaumes hergenommen seyn soll. Im
Span. lautet dieser Ausdruck hacer la higua, im franz. faire la figue, und im
mittlern Lat. bey dem Carpentier ficham facere, und Ficus facere, wo es aber
auch ein Verhöhnen durch Aufhebung des mittelsten Fingers bedeutet, und als
eine Injurie verbothen wird. Anm. Der Nahme dieser Frucht und ihres Baumes ist
mit der Sache selbst aus entferntern Gegenden zu uns gekommen. Im Lat. lautet
er Ficus, im Ital. Fico, im Franz. Figue, im Span. Higua, im Engl. Fig, im
Nieders. Fige, im Dän. Fige, im Schwed. Fikon, im Sclavon. und Wend. Figa und
Fik und schon bey dem Ottfried Figo. Ist es erlaubt, bey einem so alten und
fremden Worte eine Muthmaßung zu wagen, so hat entweder die weiche, saftige
Beschaffenheit der Frucht, (
S. Feige, adject.) oder auch ihre Größe und runde
Gestalt dieser Benennung Gelegenheit gegeben, so daß dieser Nahme zu Bak,
Bauch, Buckel, Wicke und andern dieses Geschlechtes gehöret.