Fangen
Fangen,
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39-40] verb. irreg. act. ich fange,
du fängst, er fängt; Imperf. ich fing; Mittelwort gefangen; vermittelst
Ergreifung mit der Hand in seine Gewalt bringen, am häufigsten von solchen
Körpern, welche in einer schnellen Bewegung sind. 1. Eigentlich, haschen. Einen
Ball fangen, wenn er im Fluge ist. Flöhe fangen. Grillen fangen,
S. Grille. Der Raubvogel fängt Hafen, Vögel u. s. f.
wenn er sie mit seinen Fängen oder Klauen erhaschet, und die Hunde fangen ein
Thier, wenn sie es mit den Zähnen ergreifen. In weiterer Bedeutung wird fangen
bey den Jägern auch von dem Beißen der Hunde überhaupt gebraucht. Der Hund
fängt in das Hängeseil, wenn er hinein beißet. 2. In weiterer und figürlicher
Bedeutung. 1) Einen Fliehen- den erhaschen und in seine Gewalt bekommen. Einen
Verbrecher fangen. Und fingen zween Fürsten der Midianiter, Richt. 7, 25. Aber
er jagte ihnen nach und fing die zween Könige der Midianiter, Kap. 8, 12. In
der edlern Schreibart ist dieser Gebrauch außer den zusammen gesetzten Zeiten
veraltet, wo man Fliehende lieber gefangen nimmt oder gefangen macht;
S. das Mittelwort Gefangen an seinem Orte besonders. 2)
Durch Lift, und vermittelst künstlicher Werkzeuge in seine Gewalt bekommen.
Vögel, Fische, Mäuse u. s. f. fangen. Mit dem Garne, mit dem Netze, mit dem
Kloben, mit der Angel, mit der Schlinge fangen. Es hat sich nichts gefangen.
Ingleichen figürlich. Jemanden fangen, etwas durch Worte, durch Lift von ihm
heraus zu locken. Du hast dich fangen lassen. Jemanden mit seinen eigenen
Worten fangen. Auch durch Schönheit, durch Reitze einnehmen, sich ergeben
machen. Ihre Schönheit fing. sein Herz, Judith 16, 11. 3) Einschließen,
befestigen, der Freyheit berauben; doch nur in einigen Fällen. Die Leine
fangen, bey den Jägern, die Leine eines Garnes an einem Baume befestigen. Ein
Ort, wo sich der Wind fänget, wo er keinen freyen Durchgang hat, sondern
eingeschlossen wird;
S. Windfang. Den Rauch fangen, einschließen;
S. Rauchfang. Der Bergmann wird von der einschließenden
Wand gefangen, wenn sie auf ihn fällt, und ihn erschlägt. 4) Erstehen bey den
Jägern. Eine Sau fangen, mit dem Fangeisen. Einen Hirsch fangen, mit dem
Hirschfänger.
S. Abfangen. In welcher Bedeutung dieses Wort mit
pungere, figere, u. s. f. verwandt zu seyn scheinet. 5) Feuer fangen, durch
einen von außen kommenden Funken entzündet werden. Das Schießpulver will nicht
fangen. Schwamm, Zunder fängt leicht Feuer. Ingleichen figürlich. er fängt
leicht Feuer, er wird bald zornig. Wie auch, Liebe empfinden.
Seitdem fing mancher Schäfer Aus Chloris Augen Feuer, Haged.
Anm. Das Hauptwort die Fangung ist nur in den
Zusammensetzungen üblich. Dieses Wort lautet im Niedersächsischen gleichfalls
fangen, im Angels. fengan, bey dem Notker und Isidor fangan, im Dän. fange, im
Engl. to fang, im Schwed. fanga. Es ist durch eine härtere Aussprache aus dem
Oberdeutschen fahen entstanden. Das Zeitwort fassen ist genau damit verwandt.
Das Stammwort von allen ist noch in dem Schwed. und Isländ. fa, nehmen,
empfangen, übrig. Verschiedene veraltete Bedeutungen des einfachen Zeitwortes
werden noch in den zusammen gesetzten unterfangen, verfangen, umfangen u. s. f.
angetroffen. Im Ital. ist Vangiuola, eine Art eines Fischnetzes.
S. auch Finger. In einigen Oberdeutschen Gegenden gehet
dieses Zeitwort auch regulär, du fangest, er fanget, ich fangete u. s. f. Die
Schreibart des Imperfectes fieng, gründet sich, so wie in hieng und gieng, bloß
auf eine veraltete Oberdeutsche Aussprache, ist aber der geschärften
Hochdeutschen Aussprache völlig zuwider. [
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