Drängen
, verb. reg. act. drücken, doch gemeiniglich nur, so fern
der Druck von der Seite geschiehet, den Ort eines andern Körpers von der
Seite einzunehmen suchen. 1. Eigentlich, da es am häufigsten von
lebendigen Geschöpfen gebraucht wird. Jemanden an die Wand drängen.
Das Pferd drängte mich an die Mauer. Wir wurden sehr gedrängt, von
den umstehenden Personen gedrückt.
S. Gedränge. So auch das Reciprocum, sich
drängen. Da die Eselinn den Engel des Herren sahe, drängte sie sich
an die Wand, 4 Mos. 22, 25. Sich durch das Volk drängen. Wie die Rose,
wenn sie aus der Knospe sich drängt, Geßn. 2. Figürlich. 1)
Einen Ort einzunehmen sich bestreben. Er drängt sich in alle Vorzimmer.
Wenn der innere Kummer sich bis zu den verschlossenen Lippen drängt,
Dusch. 2) Besonders in Rücksicht auf die Menge der drängenden Theile,
in der höhern Schreibart. In diesem Augenblicke drängten sich tausend
Gedanken in ihrem Herzen. Das Meer tobete, eine Welle drängte die andere.
Gedrängte Reihen von Zuschauern. 3) Bedrücken, drücken, in der
figürlichen Bedeutung dieser Wörter. Sie werden euch drängen auf
dem Land, da ihr innen wohnet, 4 Mos. 33, 35. Warum muß ich so traurig
gehen, wenn mein Feind mich dränget? Ps. 42, 10. Da es seine Feinde
allenthalben drängte, Sir. 46, 6. In dieser Bedeutung ist in der
höhern Schreibart nur noch das Mittelwort gedrängt üblich. Unser
volles gedrängtes Herz will indeß zerspringen, Dusch. Jede Klage
scheint mein gedrängtes Herz zu entlasten, ebend.Anm. Dieses Zeitwort
lautet bey dem Ottfried thrangon, im Nieders. dringen, im Schwed. tranga, bey
dem Ulphilas thraihan, im Isländ. threingia, im Engl. throng. Es
gehöret ohne Zweifel zu drücken, denn die Kehlbuchstaben lassen in
vielen Mundarten gern ein n vor sich herschleichen. Daß jetzt gedachte
Gothische thraihan hat dieses n noch nicht. Indessen ist drängen doch
jetzt nur noch von Einer Art des Drückens üblich. Es ist eigentlich
das Activum von dringen, und da dieses in einigen Zeiten seiner
irregulären Conjugation ein a hat, so ist die Schreibart drängen
richtiger als drengen, wie auch aus dem Hauptworte Drang erhellet. Das Activum
von trinken lautet gleichfalls tränken, und nicht trenken. Das Hauptwort
der Dränger, in der dritten figürlichen Bedeutung des Verbi, die
Stimme des Drängers nicht hören, Hiob, 3, 12, ist im Hochdeutschen
ungewöhnlich.
S. Dringen. [
1537-1538]