Das Bild
, des -es, plur. die -er, Diminutivum Bildchen, plur. Bildchen
und Bilderchen, die Gestalt eines Körpers und deren Vorstellung oder
Nachahmung.1. So fern dieses Wort die Gestalt einer Sache bedeutet, ist
dasselbe größten Theils veraltet. Ehedem aber war es in dieser
Bedeutung sehr häufig.
S. die Anm. Doch sagt man auch noch im Winter fällt
die Natur unter einem drohenden, schrecklichen Bilde in die Augen.2. Die klare
Vorstellung eines sichtbaren, oder als sichtbar gedachten Gegenstandes. 1) In
der weitesten Bedeutung, eine jede klare oder sinnliche Vorstellung. Der
Traurige liebt alle die Bilder, die seine Leidenschaft nähren. Die
fürchterlichsten Bilder schreckten seine Einbildungskraft. Sommers Werke
sind die Quelle geworden, woraus so viel nachfolgende Dichter Bilder und Ideen
geschöpft haben. Sich ein dunkles Bild von etwas machen. 2) In engerer
Bedeutung, die sichtbare Vorstellung eines Gegenstandes, und zwar so wohl die
Vorstellung desselben durch Linien und Züge, als auf einer erhabenen
Fläche. Ein gemahltes, ein geschnitztes Bild. Ein wohlgetroffenes Bild.
Bilder anbethen. Im gemeinen Leben gebraucht man dieses Wort sehr häufig
von einer jeden gezeichneten, gemahlten, und in Kupfer gestochenen Vorstellung
einer Sache. In der edlern Schreibart sind dafür Zeichnung, Gemählde
u. s. f. üblich. Doch sagt man auch in dem höhern Style. Das Bild der
Freyheit. Die Ehrfurcht drückt sein Bild mit Thränen an die Brust.
S. auch Bildniß. In der Wapenkunst werden die
gemeinen Figuren eines Wapens, welche entweder aus der Natur oder aus der Kunst
hergenommen sind, Bilder genannt, im Gegensatze der Heroldsfiguren. bey den
Webern heißt ein jedes Gewebe, das eine Figur hat, und nicht gerade durch
in Kette und Einschlag wie [
1013-1014] Tuch geht, ein Bild.
Daher, in das Bild wirken, solche Figuren in ein Gewebe wirken. Von der
Vorstellung einer Sache auf einer erhabenen Fläche, d. i. von gegossenen,
geschnitzten, gehauenen Bildern u. s. f. wird Bild heut zu Tage wenig mehr
gebraucht; obgleich diese Bedeutung noch in Bildhauer, Bildgießer,
Bildner, Bildstuhl u. s. f. geblieben ist. 3) Die Ähnlichkeit, und
diejenige Sache, welche der andern ähnlich ist, nicht nur an der
äußern Gestalt, sondern auch an innern Eigenschaften; das Ebenbild.
Lasset uns Menschen machen, ein Bild das uns gleich frey, 1 Mos. 1, 26. Und
Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn, V. 27.
Adam zeugete einen Sohn, der seinem Sohne ähnlich war, 1 Mas. 5, 3. Sie
ist das leibhafte Bild ihrer Mutter. Du blaue Viole, du Bild des Weisen, du
stehest bescheiden im niedrigen Grase, Geßn.
S. Ebenbild.3) Eine Person oder Sache selbst, besonders
in Rücksicht auf ihre Gestalt. So sagt man zuweilen im gemeinen Leben, ein
schönes, ein häßliches Bild, für eine schöne, eine
häßliche Gestalt oder Person. Noch mehr in der Zusammensetzungen.
Hierher gehören auch die, ein Mannsbild, Frauenbild, Weibsbild, für
Mannsperson, Frauensperson, Weibsperson.
S. diese Wörter. Einige Neuere haben auch Urbild
für Original einführen wollen; allein das scheinet der eigentlichen
Bedeutung des Wortes Bild völlig zuwider zu seyn.
S. Urbild.Anm. Bild, Nieders. Beld, bey dem Isidor
Bilidu, bey dem Ottfried Bilid, bey dem Kero Pilid, Piladi, bey dem Willeram
Bilide, bey dem Notker Pild, im Angels. Bilith, im Holländischen Beeld, im
Dänischen Billede, und im Schwedischen Belaette, bedeutete ehedem, 1) eine
jede Gestalt. Sin bilide ist alse des berges Libani, Willer. 2) Ein Beyspiel,
Exempel,
S. Beyspiel. 3) Ein Muster, Vorbild, oder Fürbild.
4) Ein Gleichniß. 5) Eine Nachahmung. 6) Den Schatten. Von welchen
Bedeutungen bey dem Schilter Beyspiele vorkommen. Die ältesten
Schreibarten dieses Wortes, so wohl in der Deutschen, als den verwandten
Sprachen zeigen, daß dieses Wort ein zusammen gesetztes ist; vermuthlich
von bey und dem alten Lete, das Gesicht, die Gestalt, so daß Bilete, oder
Bild, eigentlich faciem adscitiam, wie es Ihre erkläret, bedeuten
würde.
S. Antlitz und Blitz. Wachter leitet die letzte
Hälfte dieses Wortes von lassen, gleich machen, gleich sehen, andere von
dem alten Lid, ein Glied, her. im Oberdeutschen lautete der Plural ehedem auch
Bilde, und an einigen Orten ist er noch üblich. [
1015-1016]