Betreffen
, verb. irreg. (
S. Treffen,) 1) Über einer bösen That
antreffen, Nieders. bedrapen. Er ist im Diebstahle, oder über [
941-942] dem Diebstahle betroffen worden. Einen auf dem fahlen
Pferde betreffen.
S. Pferd.
Du kommst ans Kreuz, so bald man dich betrifft, Hag.
Obgleich diese Bedeutung in Niedersächsischen am
üblichsten ist, so hat man doch im Hochdeutschen von derselben das
Mittelwort betroffen für bestürzt, denjenigen Gemüthszustand
auszudrucken, in welchem sich der befindet, der über einer bösen That
betroffen worden. Er ward ganz betroffen, als er mich sahe. Sie sann betroffen
nach, Gell. Ich ward betroffen, eine allgemeine Bewegung zu hören, Less.
Du zauderst, fuhr sie fort, du schweigst, und bist betroffen,
Wiel.
2) Eine unerwartete unangenehme Veränderung von
außen erleiden. Es hat ihn vieles Unglück, ein großer Verlust
betroffen. 3) Der Gegenstand einer Veränderung seyn; und zwar, (1) der
Gegendstand, auf welchen eine Bewegung gerichtet ist, doch nur in
figürlicher Bedeutung. Die Sache betrifft mich, gehet mich an. Was mich
betrifft. Ich will thun, als wenn es mich selbst beträfe. Betreffen druckt
in dieser Bedeutung mehr das Ziel der Bewegung aus, angehen aber auch den
Antheil, den das Herz oder das Gemüth daran nimmt, oder nehmen soll. Da
träumete - einem jeglichen sein Traum, deß Deutung ihn betraf, 1.
Mos. 41, 11 ist also wider den Sprachgebrauch. Die gemeinen Oberdeutschen
Mundarten lieben auch hier, doch aus bloßer Liebe zu langen Wörtern,
das verlängerte anbetreffen. Mich, dich betreffend, und ähnliche
Wortfügungen mit dem Participio der gegenwärtigen Zeit lassen sich
eher in der Kanzelleysprache, als in der edlen Schreibart entschuldigen.
Übrigens ist betreffen in dieser und der folgenden Bedeutung ein Activum,
ob es gleich dem Gebrauche nach ein Neutrum ist, wenigstens nicht im Passivo
gebraucht werden kann. (2) Der Gegendstand seyn, um welchen eine
Veränderung geschiehet, gleichsam der Preis derselben seyn. Es betrifft
die Wohlfahrt des ganzen Landes. Es betrifft Leib und Leben. Der ganze Streit
betraf zehn Thaler. Die Sache betrifft mein Glück. Das Substantiv die
Betreffung ist nicht üblich. [
943-944]