Ausschweifen
, verb. reg. welches in doppelter Gattung üblich ist.I. Als
ein Activum. 1) Durch Schweifen, oder Schwänken reinigen, doch am
häufigsten im Oberdeutschen, für ausschwänken;
S. Schweifen. Ein Glas ausschweifen. Den Mund
ausschweifen. Die Wäsche, die Wolle ausschweifen.
S. auch Abschweifen.2) Eine ausschweifende, d. i. von
der geraden Linie abgehende, Gestalt geben. Ein Hemd am Halse ausschweifen,
rund ausschneiden. Am häufigsten ist dieses Wort bey Tischlern
üblich, wenn sie ihren Arbeiten eine bogenartige Gestalt geben, oder sie
mit solchen Zierathen versehen.II. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte
seyn, von der geraden Linie abweichen, doch nur am häufigsten in folgenden
figürlichen Bedeutungen. 1) Im Reden von seiner Hauptabsicht abweichen,
Dinge vortragen, welche nicht unmittelbar zur Sache gehören; im
Oberdeutschen abschweifen. Von seinem Vorhaben, von seiner Materie
ausschweifen. Ein Redner, welcher in seinem Vortrage sehr ausschweifet. 2) Von
der gehörigen Mittelstraße abweichen. Im Trinken, im Spiele, in der
Liebe ausschweifen. Beschwöre ihn, seinen Schmerz nicht ausschweifen zu
lassen. Eine ausschweifende Freude. Ausschweifende, (abenteuerliche) Gedanken.
Ein auschweifender (liederlicher) Mensch. [
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