Angst
, ein Adverbium, mit Angst behaftet, Angst empfindend, welches
aber nur mit den Zeitwörtern seyn, werden und machen, und der dritten
Endung der Person gebraucht wird. Mir ist angst. Ist ihnen denn noch immer
angst? Gell. Einem Angstmachen, nicht einen. Nun wird mir selbst angst, Gell.
Ingleichen in Verbindung mit bange, welches mit angst ursprünglich
einerley Bedeutung hat. Einem angst und bage machen. Reden sie nicht so
gleichgültig; es wird mir angst und bange dabey, Gell.
S. Bange.Anm. Die meisten Sprachlehrer nennen dieses
Wort ein indeclinables Adjectiv, welches nur im Nominative und Accusative
gebraucht werde. Warum nennet man es nicht lieber gerade zu ein Adverbium, da
es sich nur allein mit Verbi, nicht aber mit Substantiven verbinden
Lässet. Einem angst thun, Es. 9, 1. ist im Hochdeutschen
ungewöhnlich. In Niedersachsen sagt man häufig, ich bin angst, und es
gibt auch wohl Hochdeutsche, welche diese Form vertheidigen, weil man ja auch,
ich bin fröhlich, ich bin traurig, sage. Allein, man bedenkt nicht,
daß hier zwey ganz verschiedene Fälle sind. Fröhlich und Traurig
sind wahre Adjective, ein fröhliches Herz, ein trauriger Mensch. Allein
Angst ist ein bloßes Umstandswort, welches nicht als ein Adjectiv
gebraucht werden kann, und sich nur vermitteltst des Datives auf ein Subject
anwenden läßt. Eben so sagt man, mir ist wohl, mir ist weh, es ist
mir leid, es ist mir zuwider u. s. f. So auch Bange. [
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