Bange
, bänger, bängste, adj. et adv. welche die Empfindung
einer schmerzhaften Furcht ausdruckt.1. In eigentlicher Bedeutung, in welcher
es als ein Adverbium gebraucht, und mit den Verbis seyn, werden, und machen
verbunden wird. Die beyden ersten stehen alsdann impersonaliter mit der dritten
Endung der Person, das letztere, aber erfordert die vierte Endung. Es ist ihm
angst und bange. Es ist mir bange um ihn. Dafür ist mir nicht bange. Es
ist mir doch bange bey der Sache.
Für Görgen ist mir gar nicht bange, Gell.
Es wird mir bange. Wird dir schon bange? Gell. Einen bange
machen, ihn angst und bange machen. Der Gebrauch mit dem Verbo thun, es thut
mir bange, ich sehne mich darnach, ist provinziell und niedrig.
Heut aber zeuch getrost aus Leipzigs Lustgefilden; Dir kann
kein Paradies so sehr nicht bange thun, Günth.
2. Figürlich, in welcher Bedeutung dieses Wort nur als
ein Adjectivum gebraucht wird. 1) Was diese schmerzhafte Furcht verursacht. Die
bange Einsamkeit. In den bängsten Nöthen, Schleg. Bange
unglückliche Stunde, o, erscheine nie. 2) Was mit derselben verbunden ist.
Aus banger Vorsicht, Haged. 3) Was solche empfindet, oder verräth.
Bald schickt ein banges Reich an ihn Gesandten ab, Haged.
Ein banger angstvoller Blick.Anm. 1. In den ersten
adverbischen Bedeutung werden die Verba seyn und werden in der
Niedersächsischen Mundart persönlich gebraucht, ich bin bange, ich
werde bange; welche Wortfügung sich denn auch zuweilen in das Hochdeutsche
mit einschleicht, wo sie aber alle Mahl fehlerhaft ist.
Was hör ich? ist dein Herz denn unaufhörlich bang?
Schleg. Der Bös ist unter Hutten und unter Kronen bang? Dusch.
In Verbindung mit dem Verbo machen, setzen einige die dritte
Endung der Person, statt der vierten, einem bange machen. Du hast mir ganz
bange gemacht, Cron. Diese Wortfügung ließe sich rechtfertigen, wenn
bang ein Substantiv wäre, wie man in andern Fällen sagt: einem Angst,
Furcht, Freude, Schande u. s. f. [
713-714] machen. Frisch
gibt es auch wirklich für ein Substantiv aus. Allein, da solches
erweislich unrichtig ist, so wird sich auch die dritte Endung so wenig
vertheidigen lassen, als wenn man sagen wollte, einem zornig, lustig, traurig,
u. s. f. machen.Anm. 2. Die Abstammnung dieses Wortes, welches in den alten
Deutschen und verwandten Mundarten selten und fast gar nicht vorkommt, ist noch
ungwewiß. Wachter leitet es sehr sinnreich von -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , adstringo, ab; Frisch
mit eben so weniger Wahrscheinlichkeit von Bann, welches eigentlich ein
Einschließen, Binden, bedeutet. Mit mehrerm Grunde kann man es zu dem
alten ango, angst, oder auch zu enge, rechnen, weil die Bangigkeit wirklich mit
einer Beengung oder Beklemmung der Brust verbunden ist. Das voran gesetzte b
kann die Vorsylbe be seyn, welche ihren Vocal auch in vielen andern Fällen
wegwirft. Das e am Ende ist um der gelinden Aussprache des g willen nothwendig,
weil bang nichts anders als ank gesprochen werden kann, so wie man das g in
lang, Gesang u. s. f. spricht. Ehedem wurde bange auch von andern
Leidenschaften als der Furcht gebraucht; z. B. von der Sehnsucht:Die
Künigin zu sehen ist mir pang, Theuerd. Kap. 98. In einigen gemeinen
Mundarten hat man auch das Verbum sich bängen, sich ängsten, welches
aber im Hochdeutschen eben so wenig üblich ist, als das Bey- und Nebenwort
bangsam, für bange, und das Substantiv Bangsamkeit, für
Bangigkeit. [
715-716]