Die Zierde
, [
1711-1712] plur. die -n, das Abstractum
des Verbi zieren, welches aber mehr im concreten als abstracten Verstande
gebraucht wird, und etwas bedeutet, was einem andern Dinge zur Verschönerung
dienet, da es denn vorzüglich in der edlern Schreibart gebraucht wird, so wie
Zierath mehr im gemeinen Leben üblich ist. Er ist die Zierde seines Standes,
die Zierde der Stadt; sie ist die Zierde ihres Geschlechtes. Etwas, das nur zur
Zierde da ist, ein anderes Ding bloß zu verschönern. Lange spitzige Schuhe
waren ehedem eine Zierde der männlichen Kleidung. Obgleich bey dem concreten
Gebrauche der Plural natürlich scheinet, auch nicht ungewöhnlich ist, so klingt
er doch immer ein wenig fremd; ohne Zweifel, weil das Wort eigentlich zu einem
Abstracto gemünzet ist.
Die ihr die Zierden Deutschlands heißet, Rab. So findet die
verborgnen Zierden, Hall. Geschmacklos ist der Reitz, sind alle sanfte Zierden
Der eigennützigen und tobenden Begierden, Dusch.
In welcher letztern Stelle es auf eine ungewöhnliche Art für
Reitz zu stehen scheinet. Anm. Es ist vermittelst der abstracten
Ableitungssylbe de von der obigen Wurzel Zier abgeleitet, und in dieser Gestalt
schon alt, indem Zierda schon bey dem Notker vorkommt.
S. das folgende.