Die Woge
, [
1591-1592] plur. die -n, ein vornehmlich
in der höhern Schreibart übliches Wort, eine große Welle zu bezeichnen. Er
breitet aus den Himmel allein, und gehet auf den Wogen des Meeres, Hiob 9, 8.
Anm. Im Nieders. Wagt, im Fries. Wag, bey den ältern Oberdeutschen
Schriftstellern Wag; im Angels. Waeg, im Schwed. Wäg, bey dem Ulphilas Vegs, im
Franz. Vague, welche insgesammt theils eine Woge, theils die Fluth, theils ein
Wasser und Wasser überhaupt bedeuten. In manigero wazzero wage, In vieler
Wasser Fluthen, Notker. An einem wage, an einem Wasser, Paren. Tirol. Die
Fische in dem Wage, im Schwabenspiegel. Man siehet sehr bald, daß die Bewegung
der herrschende Begriff ist, daher dieses Wort zu wegen in bewegen gehöret. Auf
ähnliche Art heißt eine Woge im Engl. Wave, von dem alten weben, bewegen. Im
Nieders. hingegen ist Wagt, so wohl eine Wasserwoge, als eine Wippe, und eine
Wage am Wagen, alle von bewegen. Der Unterschied zwischen Welle und Woge
gründet sich auf den Bau des Wortes; jenes ist der Form nach ein Intensivum
oder Iterativum, dieses nicht allein nicht, sondern es druckt durch das tiefere
und gedehnte o und durch den einfachen Gaumenlaut schon etwas Großes und
Langsames aus.