Westen
, [
1509-1510] und ohne adverbische Endung
nur West, ein Adverbium, diejenige Himmelsgegend zu bezeichnen, wo die Sonne
untergehet. Es wird indessen nur mit einigen Präpositionen gebraucht. Der Wind
kommt aus Westen. Es ziehet sich ein Gewitter in Westen zusammen. Gegen Westen
fahren, segeln. Das Wort ist alt, und wurde schon von Carln dem Großen zwar
nicht erfunden, aber doch aus einer der Deutschen Mundarten statt eines andern
nicht so schicklichen Nahmens ausgehoben, da es denn bey ihm Westroni lautet,
bey dem Notker westere, im Engl. West. Es scheinet, daß es mit dem Lat. Vespera
im Grunde Eines Stammes ist. Andere lassen es von wehen abstammen, weil die
Abendwinde in Europa die häufigsten und stärksten zu seyn pflegen. In der
Schifffahrt ist das verkürzte West am üblichsten, da man denn allerley
Zusammensetzungen damit macht, die zwischen den Hauptgegenden möglichen
Gegenden zu bezeichnen, nordwest, westnordwest, westwestnordwest u. s. f. Von
der Form dieses Wortes
S. Ost, Osten und Süden. Als ein Substantiv, folglich
mit dem Artikel, kommt es nur zuweilen bey den Dichtern vor.