Das Westerhemd
, [
1509-1510] des -es, plur. die -en, ein
noch in manchen Gegenden übliches Wort, ein weißes zierliches, besonders mit
Kreuzchen durchnähetes Hemd oder Kleid zu bezeichnen, worin die Kinder zur
Taufe getragen, und darin getaufet werden; in einigen Gegenden auch das
Westerkleid. Das Wort in dieser Bedeutung schon alt, und zwar so alt, als der
Gebrauch selbst; allein die Abstammung ist dunkel. Die meisten sind auf das
Lat. vestire, investire, gefallen, weil ein solches Kind dadurch gleichsam zum
Christen eingekleidet wird, oder auf vestiarium, weil dergleichen Hemden ehedem
in der Kleiderkammer der Kirchen verwahret wurden; anderer Abteilungen zu
geschweigen. Noch wahrscheinlicher ist die Abteilung von weiß, indem in dem
alten Gedichte auf den heil. Anno wole wister wad, ein sehr weißes Kleid
bedeutet. Daher heißt ein solches Hemd auch im mittlern Lat. Alba, und in albis
positi, oder albati sind eben daselbst neu getaufte Kinder, in dem alten
Gedichte auf Carln den Großen bey dem Schilter westbarn. Auch bey den alten
Schweden heißt ain solches Westerhemd Hvitavadum.
S. Andr. Esse disp. de mortuis in Huitauadum Upsal,
1766. Indessen ist Wester in einigen Oberdeutschen Gegenden, z. B. um
Nürnberg, auch für sich allein üblich, und bedeutet alsdann die Taufhandlung.
So schickt man einer Wöchnerinn etwas in das Wester, wenn man ihr noch der
Taufe einige Erfrischungen zum Geschenke macht. Daher es scheinet, als wenn es
auch Baptisterium verderbt worden, welches sehr häufig auch die Taufe selbst
bedeutete. [
1511-1512]