Die Weile
, [
1455-1456] plur. car. Diminut. das
Weilchen. 1. Ein jeder unbestimmter Zwischenraum der Zeit, ein jeder Zeitraum,
er sey gegenwärtig, vergangen oder künftig, am häufigsten im gemeinen Leben und
der vertraulichen Sprechart. Sich die nöthige Weile zu etwas nehmen, Zeit. Vor
einer kleinen Weile, über eine Weile, nach einer langen Weile. Es dauerte noch
eine Weile, einige Zeit.
Ich schreibe Sinngedichte, die dürfen nicht viel Weile, Logau.
Wohin geht sie nächtlicher Weile? Geßn. Der alles schuf aus nichts, soll er
nicht auch die Theile Ergänzen, sind sie gleich verstreut vor langer Weile?
Opitz.
Ich wartete eine gute Weile vergebens. Gut Ding will Weile
haben. Eile mit Weile. Das Diminutivum Weilchen gehöret noch mehr der
vertraulichen Sprechart zu. Ich muß ein Weilchen ausruhen. Ich blieb ein feines
Weilchen stehen. 2. Müßige Zeit, Muße. In der Weile arbeiten, bey den
Bergleuten, in den Feyerstunden. (
S. Weilarbeit.) Dahin gehöret auch der Ausdruck lange
Weile, die unangenehme Empfindung der müßigen, geschäftlosen Zeitdauer, welches
irrig zusammen gesetzt Langeweile geschrieben wird, obgleich langweilig völlig
richtig ist, (
S. Lang.) Lange Weile haben. Vor lieber langer Weile.
Will er nicht müßige Weile haben, so muß er sich doch was zu thun machen, Less.
Anm. Dieses Wort ist alt, und lautet schon bey dem Ulphilas hveila, der es für
Zeit überhaupt gebraucht; bey dem Kero und Ottfried wilu, wila, wo es auch für
Stunde gebraucht wird, bi theru wilu, in dieser Stunde, ingleichen für einen
noch kleinern Zeittheil, in thia wila, so gleich, den Augenblick; im Schwed.
bile, im Engl. while, im Pohlnischen chwila. Bey dem Ottfried ist wila, und bey
dem Kero twala, auch Verzug. Unmittelbar verwandt ist damit folgende weilen,
welches ehedem auch ruhen bedeutete, das Schwed. hvila, ruhen, und ila, Angels.
ildan, verziehen, verweilen.
S. auch Weil.