2. Die Weide
, [
1445-1446] plur. die -n. 1. Speise,
Nahrung, ohne Plural. Bey dem Ottfried ehedem Weidu, der es auch von der Speise
der Menschen gebraucht. Es ist in dieser weitern Bedeutung nur noch im
figürlichen Verstande üblich. Das ist Weide für sein Herz, eine angenehme
Nahrung. Noch mehr in den Zusammensetzungen Augenweide, Seelenweide u. s. f. 2.
In engerer Bedeutung, Nahrung des Viehes, doch auch hier nur von dem Grase und
den Kräutern, welche das Vieh auf dem Felde selbst findet; gleichfalls ohne
Plural. Jedes Thier gehet seiner Weide nach. Es gibt hier viele Weide für das
Schafvieh. Bey den Jägern wird auch das in dem Magen und den Gedärmen des
Wildbretes befindliche Gras die Weide genannt. Noch häufiger, 3. der Ort oder
Boden, wo das Vieh seine Nahrung selbst sucht, wo es weidet; zum Unterschiede
von der Wiese, welche gemähet wird, und zugleich den Nebenbegriff der niedrigen
feuchten Lage hat. Weide schließt Brachäcker und alle Gegenden in sich, auf
welche das Vieh getrieben wird, seine Nahrung daselbst zu suchen. Eine gemeine
Weide, welche allen Einwohnern eines Dorfes gehöret. Das Vieh gehet auf der
Weide; es kommt von der Weide. Es auf die Weide treiben. In welchen Fällen es
aber auch das Abstractum seyn kann, denjenigen Zustand zu bezeichnen, da es
seine Nahrung selbst sucht. 4. In einigen Zusammensetzungen scheinet es in
weiterer Bedeutung, Wartung, Zucht, Pflege zu bezeichnen. So ist die Fischweide
im Österreichischen der Fischfang in zahmen Wassern, und dergleichen Wasser
selbst, wo es aber auch zu dem folgenden Weide, Jagd, gehören kann. In andern
Gegenden ist die Bienenweide, die Bienenzucht, wohin sich der Begriff der Jagd
nicht schicken würde. Anm. Bey dem Notker Wida, Weido. Der Begriff der Speise
ist hier der herrschende.
S. 2. weiden. [
1447-1448]