Vorstechen
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1301-1302] verb. irreg. (
S. Stechen,) welches in doppelter Gestalt vorkommt. 1.
Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, wo es doch nur in einigen besondern
Bedeutungen gebraucht wird. (1) Man sagt, es steche etwas vor, wenn es von
andern um dasselbe befindlichen oder damit vermischten, verbundenen Dingen mit
vorzügliche Stärke empfunden wird, wo man es am häufigsten von der Empfindung
durch das Gesicht gebraucht. Eine Farbe sticht vor, wenn sie stärker als
andere, empfunden wird. Die Grundfarbe sticht vor, wenn sie durch die obere
sichtbar wird. Ingleichen figürlich. Der Eigennutz sticht bey jemanden merklich
vor, wenn er selbigen vor andern Neigungen deutlich äußert. (2) Im engern
Verstande ist vorstechen zuweilen so viel, als vorragen; daher Goldmann das
Maß, um welches ein krummes Glied in der Säulenordnung an einem Ende weiter
hervor tritt, als an dem andern, die Vorstechung nannte, die also von der
Ausladung und Auslaufung nach verschieden ist, obgleich andere alle drey Wörter
als gleich bedeutend gebrauchen. 2. Als ein Activum, wo ein Loch vorstechen,
oder nur vorstechen überhaupt ist, ein Loch mit einem spitzigen Werkzeuge
stechen, um mit einem Faden, einer Nadel u. s. f. nachstechen zu können. In
diesem Verstande stechen sich die Lederarbeiter die Löcher in dem Leder vor,
welches bey den Schustern mit dem Vorstechorte geschiehet.
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1301-1302]