Vorsehen
, [
1295-1296] verb. irreg. (
S. sehen,) welches in doppelter Gestalt vorkommt. 1. Als
ein Activum, für vorher sehen, eine nur noch hin und wieder im gemeinen Leben
übliche Bedeutung. Wer konnte einen solchen Fall vorsehen? besser vorher sehen.
2. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. (1) Einem Dinge vorsehen, alle
mögliche Veränderungen desselben vorher sehen und bestimmen; eine jetzt größten
Theils veraltete Bedeutung, von welcher indessen noch das Hauptwort die
Vorsehung üblich ist. Nur in einigen Gegenden höret man noch zuweilen in
engerer Bedeutung, ich habe der Sache schon vorgesehen, d. i. vorgebeuget, sie
zum voraus veranstaltet. (Siehe Vorsehung.) (2) Sich vorsehen, als ein
Reciprocum, eigentlich vor sich sehen, damit man im Sehen keinen Schaden nehme.
Wenn die Sänftenträger in Oberdeutschland die vor ihnen hergehenden mit einem
aufgeschaut!, warnen, so rufen sie in Obersachsen vorgesehen! Sich vorsehen
bedeutet überhaupt aufmerksam seyn, daß man keinen Schaden oder Verlust leide.
Darum hüthe dich und siehe dich wohl vor, Sir. 13, 17. Er hat sich schlecht
vorgesehen, daß er dich zum Vorsprecher angenommen hat. Die Person, vor welcher
man sich hüthet, bekommt das Vorwort vor. Sehet euch vor vor dem Sauerteige der
Pharisäer, Marc. 8, 15; für (vor) den falschen Propheten, Matth. 7, 15.
Indessen gebraucht man vorsehen im Hochdeutschen am häufigsten mit dem
Bindeworte daß.
S. Vorsicht.