Visieren
, [
1215-1216] verb. reg. act. 1. Eigentlich,
genau sehen, doch nur in engern Verstande, für zielen, in welcher Bedeutung es
noch im gemeinen Leben üblich ist. Auf etwas visieren, zielen. 2. Figürlich, wo
es in einigen Fällen für messen, ausmessen gebraucht wird, vermuthlich, so fern
dafür ein scharfes und genaues Sehen erfordert wird. (1) Den körperlichen
Inhalt eines Dinges finden. Einen Kornhaufen, einen Wall, eine Mauer visieren,
durch Messung der äußern Flächen und darnach angestellte Berechnung des
körperlichen Inhaltes. Besonders den Körperlichen Inhalt eines Gefäßes
flüssiger Dinge, z. B. eines Fasses, finden, ahmen, Franz. jauger, im Nieders.
rojen, Holländ. roeyen, von Roje, Ruthe, ingleichen der Visier-Stab, (
S. auch Eichen.) Es geschiehet solches so wohl
vermittelst eines eigenen Visier-Stabes, welcher in das Gefäß gestoßen wird,
als auch vermittelst der Visier-Schnur, womit der äußere Umfang ausgemessen und
dadurch der Inhalt berechnet wird, in welchem Falle es auch schnüren heißt. Ein
Faß Wein, ein Faß Bier visieren. (2) Ehedem war visieren einen nach dem
Maßstabe gemachten Riß von einem Gebäude verfertigen, wo Visierung auch einen
solchen Riß bedeutete. In diesem Verstande ist es veraltet, und man gebraucht
es nur noch, (3) in noch weiterer Bedeutung in der Wapenkunst, die Theile und
Figuren eines Wapens nach den Regeln der Kunst beschreiben und aussprechen;
eine ohne Zweifel von der vorigen hergeleitete Bedeutung, in welcher es ehedem
auch ein Wapen aufzeichnen, oder verzeichnen, bedeutet haben mag, obgleich dazu
kein Maßstab erfordert wird. So auch die Visierung. Es ist von einen veralteten
Franz. viser, scharf, genau sehen, zielen, ingleichen messen.