Die Vesper
, [
1191-1192] plur. die -n, ein mit der
christlichen Religion schon sehr frühe aus dem Lat. vespera in die Deutsche
Sprache eingeführtes Wort, welches noch hin und wieder im gemeinen Leben üblich
ist. 1. Der Abend, die Zeit gegen Abend, ohne Plural und am häufigsten im
weitestem Verstande, so daß der ganze Nachmittag mit darunter begriffen wird.
Es ist noch im Zusammensetzungen am gewöhnlichsten. Daher die Vesper-Zeit, die
Nachmittagszeit, schon im Schwabenspiegel Vesper zit. Das Vesper-Brot, im
gemeinen Leben einiger Gegenden, trockne Speise, welche man den Arbeitern
Nachmittags gibt, das Nachmittagsbrot, in einigen Gegenden das halbe Abendbrot,
in Franken das Rechtlein oder Deistelbrot, in Österreich die Jausen. Daher
heißt vespern, im gemeinen Leben einiger Gegenden, das Nachmittagsbrot essen.
2. Der nachmittägige Gottesdienst. In die Vesper gehen. In die Vesper läuten.
Daher die Vesper-Predigt, die Nachmittagspredigt; der Vesper-Prediger, der
Nachmittagsprediger; die Vesper-Glocke, womit in die Vesper geläutet wird. Anm.
Das Wort kommt im Deutschen von dem Nachmittagsgottesdienste schon im achten
Jahrhunderte vor. Opitz nennt den Abendstern der Vesper-Stern. Im
Niederdeutschen wird auch das Frühstück sehr uneigentlich die Vormittags-Vesper
genannt.