Verzweifelt
, [
1189-1190] -er, -ste, adj. et adv.
welches eigentlich das Mittelwort der vergangenen Zeit des vorigen Zeitwortes
ist, aber vornehmlich als ein eigenes Bey- und Nebenwort in figürlichem
Verstande gebraucht wird, da es denn in hohem Grade böse, arg, verwirret u. s.
f. bedeutet, in allen den Fällen, wo man diese Begriffe auf eine gleichgültige
Art, ohne verhaßten Nebenbegriff ausdrucken will; eigentlich so beschaffen, daß
man an dessen Besserung verzweifelt. Ein verzweifelt böser Schade, Jer. 30, 12;
oder auch, ein verzweifelter Schade. Ein verzweifelt böser Schmerz, B. 15. Die
Sache hat eine verzweifelte Lage bekommen. Er empfing uns verzweifelt
kaltsinnig. Mit deinem verzweifelten Geplauder verderbst du mir immer die
klügsten Einfälle, Weiße. Es ist doch eine verzweifelte (äußerst bedenkliche)
Sa- che um die liebe Tugend, eben ders. In den gemeinen Sprecharten hat man
dafür die gleichbedeutenden vertrackt, verhenkert, verzwickt, und im
Niederdeutschen verdullt (von toll,) und vermuckt.
[
1191-1192]