Verzweifeln
, [
1189-1190] verb. reg. neutr. welches das
Hülfswort haben erfordert, ob es gleich im Perfecto und Plusquamperfecto
seltener gebraucht wird, alle Hoffnung zu etwas aufgeben, für unmöglich halten.
Ich fange nun an zu verzweifeln, daß ich es bekommen werde. Am häufigsten mit
dem Nennworte und dem Vorworte an. An etwas verzweifeln. An jemandes Besserung,
an seinem Glücke, an Gottes Gnade, an sich selbst verzweifeln. Sie
verzweifelten an seinem Leben, 2 Marc. 9, 18; sie gaben alle Hoffnung dazu auf.
Im engsten Verstande verzweifelt man, wenn man die Unmöglichkeit der Besserung
seines Zustandes auf das lebhafteste empfindet. Verzweifle unter den Martern
einer verachteten Liebe! So auch die Verzweifelung, besonders in der letzten
engern Bedeutung, der hohe Grad der Unlust über die erkannte Unmöglichkeit der
Besserung seines Zustandes. In Verzweifelung fallen, gerathen. Anm. Ver
scheinet hier eine intensive Bedeutung zu haben, so daß verzweifeln den
höchsten Grad des Zweifelns bezeichnen würde. Den ältesten Oberdeutschen
Schriftstellern scheinet dieses Wort nicht bekannt gewesen zu seyn, indem Kero
dafür farwannan, Notker aber für Verzweifelung Ferchunst gebraucht. Aichinger
und andere Oberdeutsche Sprachlehrer sagen, man gebrauche dieses Zeitwort mit
beyden Hülfswörtern, so wohl mit haben, als mit seyn; allein im Hochdeutschen
ist das letztere nicht üblich.