Versiegen
, [
1139-1140] verb. reg. neutr. außer daß es
im Mittelworte versiegen für versieget hat. Es erfordert das Hülfswort seyn,
und bedeutet, nach und nach in die Erde einziehen und verschwinden, von
flüssigen Körpern. Wie ein Strom versieget und vertrocknet, Hiob 14, 11. Du
lässest versiegen starke Ströme, Ps. 74, 15. Welchen die Wasserquellen
versiegen waren, Ps. 107, 33. Der Schnee, der nach und nach zerschmilzt, läßt
die Quellen im Sommer nie versiegen, Gell. Auch von Menschen und Thieren sagt
man, wenn sie aufhören, Milch zu geben, sie versiegen, wofür auch vertrocknen
üblich ist. Gieb ihnen unfruchtbare Leiber und versiegene Brüste, Hof. 9, 14.
Ingleichen in der edlern Schreibart: edle Thränen, warum versieget ihr? Weiße;
warum höret ihr auf zu fließen? Anm. Es ist von dem alten siegen, dem
Stammworte von sinken, (
S. 1. 2. Siegen,) und lautet in einigen gemeinen
Mundarten auch verseigen und verseihen.
Der Ströme Fluth hat müssen dir verseigen, Opitz.
Der ich spreche zu der Tiefe: verseige! Es. 44, 27. Das
Activum versiegen für versiegen machen, d. i. austrocknen, ist im Hochdeutschen
ungewöhnlich. Es wird ein Ostwind kommen, der wird ihre Quelle versiegen, Hof.
13, 15. Wie denn auch das Neutrum in der edlern Schreibart üblicher ist, als in
der Sprache des gemeinen Lebens.