Verläugnen
, [
1269-1270] verb. reg. act. welches nach
Maßgebung der Partikel ver eine verschiedene Bedeutung hat. 1. * Für das
einfache läugnen, doch mit einem Nachdrucke, so daß ver hier eine Intension
bezeichnet. Hab' ich doch nicht verläugnet die Rede des Heiligen, Hiob 6, 10.
Doch in dieser Bedeutung ist es veraltet. 2. Durch Läugnen verbergen,
verhehlen, so daß ver hier eine Verbergung bezeichnet. Wenn er seinen
Nebenmenschen verläugnet - das ihm zu treuer Hand gethan ist, 3 Mos. 6, 2. Dazu
haben sie das Verbannte genommen - und verläugnet, und unter ihre Geräthe
gelegt, Jos. 7, 11. Auch diese Bedeutung ist in der anständigen Sprechart
veraltet, doch sagt man noch, jemanden verläugnen, sagen, daß jemand nicht zu
Hause, oder an einem Orte befindlich sey, wenn man doch weiß, daß er sich
daselbst befindet. Sich verläugnen lassen. Wenn jemand nach mir fragt, so
verläugne mich! Eine Farbe verläugnen, in den Kartenspielen sie nicht bekennen.
3. So fern ver eine entfernende Bedeutung hat, ist verläugnen, (1) wider besser
Wissen und Gewissen läugnen, daß man Gemeinschaft, Bekanntschaft, Wissenschaft,
mit und um jemanden habe. So verläugnete Petrus Christum. Ihr verläugnetet den
Heiligen und Gerechten, Apost. 3, 13. Außer der biblischen Schreibart ist es in
diesem Verstande veraltet. (2) Aller Gemeinschaft, Verbindung mit einem Dinge
förmlich und feyerlich entsagen. a) In eigentlichem Verstande, wo es doch außer
der biblischen Schreibart gleichfalls wenig mehr gebraucht wird. Gott
verläugnen. Den Glauben, die Religion, seinen Herren verläugnen. Das
ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste verläugnen, Tit. 2, 12. b)
Figürlich. (aa) Dem Wesen, den Eigenschaften, der Erkenntniß vorsetzlich
zuwider handeln. Die Natur verläugnen. Gott kann sich nicht verläugnen. (bb)
Sich verläugnen, seine gegenwärtige Empfindung, seinen gegenwärtigen Willen
einem höhern Gute nachsetzen. Ein Geitziger verläugnet sich, wenn er mit
Unterdrückung seines Geitzes freygebig ist, ein Wollü- stiger, wenn er seine
Begierde unterdrücket u. s. f.
S. auch Selbstverläugnung. Anm. So auch die Verläugnung.
Schon bey dem Ottfried firluoguan. In Ansehung der Rechtschreibung
S. Läugnen. [
1269-1270]