Läugnen
Läugnen,
[
1939-1940] verb. reg. act. 1) *
Verhehlen, verschweigen; ein größten Theils veraltete Bedeutung. Johannes
bekannte und läugnete nicht, und er bekannte: ich bin nicht Christus, Joh. 1,
20. 2) Sein Urtheil von der Unwahrheit oder Unrichtigkeit eines Satzes fällen,
verneinen, für falsch erklären. Ich läugne den voraus gesetzten Satz, erkläre
ihn für unrichtig. Titius läugnete, daß er Cajum gesehen habe, verneinete, daß
er ihn gesehen habe. Ich läugnete die Folge, erkläre sie für falsch unrichtig.
In vielen Fällen ist dafür verneinen üblicher, z. B. ein verneinender Satz.
Auch die biblische R. A. Gott läugnen, den Vater und den Sohn läugnen, dessen
Daseyn verneinen, 1 Joh. 2, 22, 23, fängt an zu veralten, wenn es nicht den
Nebenbegriff der folgenden Bedeutung mit einschließet. Indessen sagt man doch
ein Gottesläugner, der Gottes Daseyn verneinet. 3) In engerer und
gewöhnlicherer Bedeutung, wider seine Überzeugung, oder besseres Wissen,
verneinen. Da läugnete Sara und sprach: ich habe nicht gelachet, 1 Mos 18, 15.
Wer seine Missethat läugnet, dem wirds nicht gelingen, Sprichw. 28, 13. Eine
begangene That läugnen. Der Dieb läugnet alles. Läugne es nur nicht. 4) *
Figürlich, wider sein Wesen, wider seine Eigenschaften, wider seine wahre
Gesinnung handeln; eine veraltete Bedeutung, wofür verläugnen üblicher ist.
Sich selbst kann, Gott nicht läugnen, 2 Tim. 2, 13. Statt des ungewöhnlichern
Hauptwortes die Läugnung ist außer der Zusammensetzung das Läugnen üblicher,
obgleich jenes noch bey dem Opitz vorkommt:
Denn daß viel Sachen so haben den Beginn, Ist aller Läugnung
frey,
kann nicht geläugnet werden. Anm. In allen obigen Bedeutungen
schon bey dem Ulphilas laugnjan, im Tatian laugnan, im Nieders. lögnen,
löchnen, im Oberd. aber laugnen, im Isländ. legna und ohne Gaumenlaut leyna,
bey den nördlichen Engländern to lean. Die Endsylbe -nen zeiget schon, daß
dieses Zeitwort ein Intensivum ist. Das Stammwort heißt laugen, welches in eben
dieser Bedeutung schon bey den Schwäbischen Dichtern so wohl, als im
Schwabenspiegel und bey dem Hornegk vorkommt. Allein die heutige Bedeutung ist
nur noch ein Überbleibsel einer weit ausgebreitetern, indem dieses Wort
eigentlich verbergen, verhehlen und verborgen seyn bedeutete. Im Wallis ist
liechu verborgen seyn, im Schwed. löna, ehedem klauna, verbergen, bey dem
Ulphilas analaugn verborgen, analaugniba heimlich, galaugnjan verhehlen, womit
auch das veraltete Lage, heimliche Nachstellung, verwandt ist. Aus allem
erhellet, daß dieses Wort zu dem Geschlechte des Wortes Loch, Lücke u. s. f.
gehöret. Da das a in allen verwandten Sprachen und Mundarten so merklich hervor
sticht, so schreibt man es auch richtiger läugnen als leugnen.
S. auch Lüge, Lügen und Laugold.
[
1941-1942]