Vergleichen
, [
1237-1238] verb. irreg. act. (
S. Gleichen,) welches in einer doppelten Hauptbedeutung
gebraucht wird. 1. Gleich, d. i. eben machen, ingleichen einem andern Dinge
gleich machen; mit der vierten Endung der Sache. (1) Eigentlich, in welchem
Verstande es bey den Handwerkern und im gemeinen Leben noch in manchen Fällen
üblich ist. Auf den Eisenhämmern werden die geschmiedeten Eisenstangen
verglichen, wenn sie gerade gerichtet werden, wofür auch ausgleichen üblich
ist. Bey steinernen Treppen werden die Staffeln gerundet und verglichen. Wenn
der Goldschläger die Goldblätter in der zweyten Quetsche geschlagen hat, so
vergleichet er sie, d. i. er sortiret sie nach der Schwere vermittelst der
Form, damit zu einer Form nur lauter Blätter kommen, welch einerley Schwere
haben, wo das Zeitwort aber auch zu der folgenden Hauptbedeutung gehören kann.
(2) Figürlich. (a) Dem Werthe nach gleich machen, im gemeinen Leben. Wenn man
eine Gefälligkeit von einem andern genossen hat, so hört man zuweilen sagen,
ich will es schon wieder zu vergleichen suchen, besser, gleich zu machen. So
auch einen Verlust vergleichen, besser, ersetzen. (b) Streitige Meinungen und
Ansprüche gleich machen, d. i. auf einerley Ziel lenken. Man vergleicht zwey
streitige Personen, wenn man sie bewegt, einerley zu wollen. So auch das
Reciprocum sich vergleichen. Beyde streitende Parteyen hatten sich schon
verglichen. Sie konnten sich wegen des Preises nicht vergleichen. Die Gläubiger
haben sich mit dem Schuldner verglichen. Er will sich schlechterdings nicht
vergleichen. Streitigkeiten vergleichen, beylegen, ob es gleich häufiger von
Personen, als von Sachen, gebraucht wird. Im Nieders. verlikenen, Schwed.
förlika. Das Hauptwort die Vergleichung kommt in dieser Bedeutung wohl nicht
leicht vor, indem der Vergleich dafür üblicher ist. 2. Von gleich, ähnlich, ist
vergleichen, (1) Die Gleichheit oder Ungleichheit, Ähnlichkeit oder
Unähnlichkeit zwischen zwey oder mehrern Dingen zu entdecken suchen, so wohl
überhaupt, als in einigen besondern Umständen. Eine Handschrift vergleichen,
mit dem Gedruckten. Die Person und Sache, mit welcher eine andere verglichen
wird, wird im Oberdeutschen häufig in der dritten Person ausgedruckt. Euer
Gedächtniß wird vergleicht (verglichen) werden der Asche, Hiob 13, 12. Wem
vergleicht ihr mich denn? Es. 46, 5. Wem soll ich dich vergleichen? Klagel. 2,
13. Wem wollen wir das Reich Gottes vergleichen, Macc. 4, 30. Im Hochdeutschen
kommt diese Wortfügung nur noch zuweilen in der höhern Schreibart vor, indem
dafür das Vorwort mit üblicher ist. Alexandern mit Cäsarn vergleichen. Zwey
Dinge mit einander vergleichen. Kleine Dinge mit großen vergleichen. Wie soll
ich deine Lebensart mit deinen Grundsätzen vergleichen? eine Übereinstimmung
zwischen ihnen zu entdecken. So auch die Vergleichung. Eine Vergleichung
anstellen. Die Vergleichung taugt nichts. (2) Sich vergleichen, gleich, ähnlich
seyn, eine nur noch in den niedrigen Sprecharten übliche Bedeutung. Anm. Der
Regel nach sollte dieses Zeitwort freylich regulär abgewandelt werden, um es
als ein Activum von dem Neutro glei- chen zu unterscheiden. Luther gebraucht
das zusammen gesetzte vergleichen auch wirklich regulär, und das einfache
Activum gleichen wird in manchen Gegenden und Fällen gleichfalls so gebraucht.
Indessen ist die irreguläre Conjugation im Hochdeutschen einmahl völlig
allgemein. (
S. Gleichen.) In der zweyten Hauptbedeutung lautet
dieses Wort bey dem Kero kelihhisen, und im Oberdeutschen noch bis in die
spätesten Zeiten nur gleichen. Allein Keros Nachfolgern muß dieses Zeitwort
unbekannt gewesen seyn, indem sie comparare, theils durch ebenen, wie Notker,
theils durch ebenmazzen, wie Willeram, theils aber auch durch uuidarmezan,
uuidermezzen, ausdrucken, wie Willeram und der alte Übersetzer Tatians. Auch
bey dem Ruotpert aus dem 9ten Jahrhunderte in dem Goldast heißt die
Vergleichung Widermezunga. [
1239-1240]