Üppig
, [
1143-1144] -er, -ste, adj. et adv. ein
sehr altes Wort, welches aber ehedem in verschiedenen, jetzt nicht mehr
gangbaren Bedeutungen gebraucht wurde. Es bedeutete, 1. * Stolz, hoffärtig,
eitel, und nach einer sehr nahe verwandten Figur, auch prächtig. Diese
Bedeutung, welche allem Ansehen nach eine der ersten ist, ist noch im
Schwedischen üblich, wo yppig, so wohl stolz, als auch prächtig, und zwar
letzteres in gutem Verstande bedeutet; Dän. hyppig. 2. * Träge, müßig;
vermuthlich eine Figur der vorigen Bedeutung, so fern die Trägheit sehr oft
eine Folge des Stolzes und der Neigung zur Pracht ist. In dieser Bedeutung
kommen uppig, ubig und das Hauptwort Uppigi schon bey dem Kero vor, der es
durch otiosus und Otiositas erklärt. 3. * Eitel, d. i. weder Werth noch Dauer
habend, ingleichen geneigt, solchen Dingen einen ungebührlichen Vorzug zu
geben; eine eben so alte Bedeutung, welche nach eben der Figur von der ersten
gebildet ist, nach welcher auch eitel in beyden Bedeutungen gebraucht wird. Iro
herza ist uppig, Notker, eitel, vanus. Nicht wollt euch neigen nach den üppigen
Dingen - wan sy sein üppig, Sam. 12, 21, in einer alten Bibel von 1483. In
einer andern Augsburgischen Bibel von ungefähr 1477 heißt es 1 Mos. 17, 8. sie
hat gemachet üppig mein Gelübd.
Ich mag wol sin von gouches art Vnd iage ein uppekliche vart,
Reinmar der Alte.
ich jage eine eitle, vergebliche Fahrt. In ähnlicher
Bedeutung wurde es ehedem auch für unheilig, profanus, gebraucht, und alsdann
dem heiligen entgegen gesetzt, wovon Frisch ein Beyspiel aus einer alten
handschriftlichen Bibel-Übersetzung anführet. Doch in allen diesen und andern
ähnlichen Bedeutungen ist es veraltet, und üppig bedeutet jetzt nur noch, 4.
dem feinern Grade des sinnlichen Vergnügens zum Nachtheil des vernünftigen (in
der engern Bedeutung) ergeben, und darin gegründet, da denn dieses Wort von dem
ungebührlichen oder unmäßigen Hange zu solchen sinnlichen Vergnügungen aller
Art gebraucht wird. Üppig in Kleidern, in Essen und Trinken, im Genuß des
andern Geschlechtes u. s. f. seyn. Ein üppiges Leben führen. Ein üppiges
Gastmahl, wo ein Überfluß ausgesuchter Speisen herrscht. Eine üppige Person,
welche ihren Hang zur feinern Sinnlichkeit in der Kleidung u. s. f. äußert. 5.
In engerer Bedeutung wird es in manchen Gegenden auch für wollüstig gebraucht,
so fern es ein glimpflicher Ausdruck für unzüchtig ist. Ein üppiges Weibesbild.
Üppige Worte, Geberden. Sich üppig kleiden, auf eine zur Wollust reißende Art.
In welcher Bedeutung es doch im Hochdeutschen wenig mehr gebraucht wird. Anm.
Die meisten Wortforscher haben bey Ableitung dieses Wortes auf das Vorwort auf,
Nieders. up, gerathen, welche Form auch in den Ableitungen über, übrig und oben
befindlich ist, nur in der Erklärungsart sind sie nicht alle gleich glücklich
gewesen. Das nächste Stammwort ist noch im Schwedischen übrig, wo yppa,
erheben, heben, ist; im Isländ. ist yppa, anfangen, eigentlich anheben. Davon
bedeutet ypper, figürlich, vortrefflich, und nach einer andern nahe verwandten
Figur ist yppig, stolz, prächtig, wovon sich die folgenden Bedeutungen sehr
leicht herleiten lassen. Stolz, Hoffahrt, Superbus, u. s. f. gründen sich auf
ähnliche Figuren. Um deßwillen bedeutet auch üppig nicht bloß den Hang zu den
sinnlichen Vergnügungen überhaupt, sondern nur zu den feinern, ausgesuchtern,
kostbaren, wie ein Stolzer oder Prächtiger sie zu wählen pflegt.
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1145-1146]