Der Unterschied
, [
1113-1114] des -es, plur. die -e, von dem
Zeitworte unterscheiden. 1. Dasjenige, wodurch etwas in zwey verschiedene Dinge
unterschieden oder abgesondert wird. (1) Im eigentlichsten Verstande, wo man
dasjenige, wodurch man einen Raum in zwey verschiedene Räume theilet, noch
einen Unterschied zu nennen pflegt. Daß euch der Vorhang ein Unterschied sey
zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten, 2 Mos. 26, 33. Es werde eine
Veste zwischen den Wassern, und die sey ein Unterschied zwischen den Wassern, 1
Mos. 1, 6. Einen Unterschied in einem Stalle, in einem Zimmer machen. Da man
denn auch wohl einen auf solche Art abgetheilten Raum einen Unterschied zu
nennen pflegt. Es liegt in diesem Unterschiede, in dieser Abtheilung des
Schrankes. Aber von dem Raume, welcher zwischen zwey Örtern befindlich ist, der
Unterschied der Örter, für Entfernung, ist es im Hochdeutschen veraltet. (2)
Figürlich, dasjenige, was da macht, daß ein Ding von anderer Art ist, als ein
anderes, wo doch diese andere Eigenschaft, dieser andere Umstand allemahl nach
Maßgebung des Zusammenhanges verstanden werden muß, indem im eigentlichsten
Verstande alle Dinge von einander unterschieden sind. Es ist kein Unterschied
unter ihnen, in Ansehung des Umstandes, welchen man vor Augen hat, der Farbe,
der Größe, der Güte u. s. f. Der Unterschied des Standes, welchen der
verschiedene Stand macht. Allen Unterschied der Stände aufheben. Der ganze
Unterschied besteht darin. Zwischen dir und ihm ist darin kein Unterschied. So
ein großer Unterschied herrschet unter den Dingen! Der Unterschied der
Fähigkeiten, auch, und vielleicht noch bestimmter, zwischen oder unter den
Fähigkeiten. Das ist eben der Unterschied. Aber, nicht Unterschied wissen, was
recht und link ist, Jon. 4, 11, für, rechts und links nicht zu unterscheiden
wissen, ist ungewöhnlich. In der Rechenkunst ist in der Subtraction und bey den
Proportionen der Unterschied, oder die Differenz, diejenige Zahl, aus welcher
erhellet, um wie viel Einheiten die eine größer ist als die andere. So ist 3
der Unterschied zwischen 5 und 8. So angemessen der Plural in dieser ganzen
ersten Bedeutung der Sache selbst ist, entweder von mehrern Arten, oder von
mehrern Individuis, so selten kommt er doch vor.
Mißt ihm die Unterschiede der Wesenleiter ab, Dusch.
2. Derjenige Zustand des Gemüthes, oder diejenige Handlung
der Seele, da sie den Unterschied zwischen zwey Dingen bemerket, von
unterscheiden 2 (3), und ohne Plural; wo es doch nur in der engern Bedeutung
dieses Zeitwortes üblich ist, die Bemerkung dieses Unterschiedes zur Bestimmung
seines Verhaltens zu bezeichnen, um einem von den beyden Dingen den Vorzug zu
geben, es nach Maßgebung des bemerkten Unterschiedes zu behandeln. Die durch
Gewohnheit haben geübte Sinne, zum Unterschied des Guten und Bösen, Ebr. 5, 14.
Alles ohne Unterschied tadeln. Ohne Unterschied der Personen. Alle Gerüchte
ohne Unterschied für wahr annehmen. Mit Unterschied reden. In eben dieser
Bedeutung wird auch die R. A. einen Unterschied machen, gebraucht, welche um
deßwillen mit unterscheiden nicht gleich bedeutend ist. Einen Unterschied
machen, unter dem, was besohlen, und was bloß erlaubt ist. Sie halten unter dem
Heiligen und Unheiligen keinen Unterschied, Ezech. 22, 26; wo doch einen
Unterschied halten, für machen, eben so ungewöhnlich ist, als haben, Sprichw.
5, 2: daß dein Mund wisse Unterschied zu haben. Anm. Schon im Isidor
Undarscheit, bey dem Notker Underskeit, in einigen gemeinen breiten Mundarten
noch jetzt Unterscheid, welche Form auch in der Deutschen Bibel häufig
vorkommt. Im Oberdeutschen ist es weiblichen Geschlechtes, die Unterschied.
Unterschied bedeutet eigentlich das, was zwey Dinge von einander unterscheidet,
Verschiedenheit aber theils den Zustand, da mehrere Dinge unterschieden sind,
theils auch dasjenige überhaupt, was an einem Dinge von anderer Art ist, als an
andern. [
1113-1114]