Die Ungnade
, [
869-870] plur. inus. außer in einigen
Fällen, besonders des gemeinen Lebens, wo der Plural Ungnaden ohne Artikel
gebraucht wird. Es ist der Gegensatz von Gnade, und wird gleichfalls nur noch
in engerer Bedeutung von dem Mißfallen der erregten thätigen Abneigung eines
Höhern gegen einen weit Geringern gebraucht. Die Ungnade Gottes gegen die
Sünder. Gott zur Ungnade reitzen. Bey seinem Landesherren in Ungnade fallen,
gerathen, sich dessen Ungnade zuziehen, bey ihm in Ungnade seyn. In Ungnade
kommen. Jemanden in Ungnade bringen. Da es denn zuweilen auch den Zustand
bedeutet, da jemand bey einen Höhern in Ungnade ist. Andere mit in seine
Ungnade verwickeln. Wenn dieses Wort ohne Artikel gebraucht wird, so lautet es
im gemeinen Leben häufig Ungnaden, welches entweder der veralteten Plural, (
S. Gnade,) oder auch der Articulus postpositivus ist,
von welchem sich im Deutschen mehrere Spuren finden, als man gemeiniglich
glaubt. Bey jemanden in Ungnaden stehen. In Ungnaden kommen, bringen. Der Herr
hat sie aus ihrem Lande gestoßen mit Ungnaden, 5 Mos. 29, 28. Ich will mich
erbarmen über die, so in Ungnaden war, Hos. 2, 23. Ehedem bedeutete es
Mißfallen, Abneigung, Widerwillen gegen andere Personen überhaupt, wovon bey
den Schwäbischen Dichtern, und andern jüngern Oberdeutschen Schriftstellern
noch häufige Beyspiele vorkommen.
S. Gnade.