Trübe
, [
701-702] -r, -ste, adj. et adv. 1. In
eigentlichsten Verstande, in denjenigen Zustand versetzt, da die
Durchsichtigkeit eines Körpers durch in Bewegung gebrachte kleine Theilchen
gehindert wird; in welchem Verstande es besonders von flüssigen Körpern
gebraucht wird, im Gegensatze des hell und klar. Das Wasser, der Wein, das Bier
ist trübe. Das Wasser ist trübe. Im trüben Wasser fischen, oder im Trüben
fischen, da man mehr Fische bekommt, weil alsdann die Fische ihre Gefahr nicht
gewahr werden; figürlich, sich einer allgemeinen Verwirrung zu seinem Vortheile
zu Nutzt machen. Trübe Luft, trüber Himmel, trübe Witterung. Aber auch, ein
Spiegel ist trübe, wenn dessen Durchsichtigkeit durch darauf befindliche
fremdartige Theile unterbrochen wird. In weiterer Bedeutung wird trübe auch von
glänzenden Körpern gebraucht, wenn ihr Glanz durch darauf befindliche
fremdartige Theile unterbrochen wird. Trübe Augen haben, wenn der Glanz der
Hornhaut durch eine darauf befindliche Feuchtigkeit verdunkelt wird. In dieser
eigentlichen Bedeutung gebrauchen die Niedersachsen zwar auch druuv, noch mehr
aber, von flüssigen Körpern floom, gloom, Engl. gloom, von dem Himmel und der
Luft hevenschemig, von Heven, Himmel, und schemig, schattig, dußig, düsig,
munkelig. 2. Figürlich. 1) Trübe aussehen, im Gegensatze des heiter. Trübe
Gedanken, im Gegensatze des muntern oder heitern. In beyden Fällen bezeichnet
es den ersten Grad der Unlust über ein gegenwärtiges Übel, welcher Grad oft nur
in der Abwesenheit der Munterkeit oder Heiterkeit des Gemüthes bestehet. 2)
Nach einer weitern Figur wurde es ehedem auch häufig für das einen höhern Grad
der Unlust bezeichnende betrübt gebraucht, in welchem Verstande die
Niedersachsen noch dröve sagen.
Ir lutter spiegel varwes leben Kan trueben herzen froeide
geben, Markgr. Heinrich von Meißen.
In welcher Bedeutung es aber nur noch zuweilen bey den
Dichtern gebraucht wird. Anm. Bey dem Notker troube, im Nieders. druuve und
dröve.
S. Trüben. [
703-704]