Träge
, [
637-638] -r, -ste, adj. et adv.
Abneigung von der Bewegung habend, besonders, so fern diese Abneigung in der
Empfindung körperlicher Masse oder Schwere gegründet ist, und in weiterer
Bedeutung, Abneigung zur möglichen Anwendung seiner Kräfte habend und darin
gegründet; im gemeinen Leben faul. Träge seyn. Ein träger Mensch, Zur Arbeit
träge seyn. Träge arbeiten.
Was schlummerst du? die träge Katz Schickt sich für Helden
nicht, Gleim.
Daher wird es zuweilen auch für schläserig, müde, gebraucht,
so fern dieser Zustand mit einer Neigung zur Ruhe, oder Abneigung von der
Bewegung verbunden ist. Im Niedersächsischen bedeutet es auch abgemattet,
entkräftet, in welchem Verstande es aber im Hochdeutschen ungewöhnlich ist.
S. auch Trägheit. Anm. schon bey dem Kero traga, bey dem
Ottfried drago, im Nieders. und Holländ. traag, im Schwed, trög, im Irländ.
tregur. Frisch fand, daß der Esel, weil er zum Tragen gebraucht wird, bey
einigen ältern Schriftstellern Trägel genannt wurde, und daher kam er auf den
seltsamen Einfall, unser träge von diesem Worte abzuleiten, weil die Trägheit
eine bekannte Eigenschaft des Esels ist. Erträglicher würde die Ableitung von
dem Schwed. dryg, groß, schwer, Isländ. driugr, srvn, indem die Trägheit eine
Wirkung der Empfindung körperlicher Masse oder Schwere ist. Allein, alle
verwandte Sprachen haben noch das Zeitwort, welches das nächste Stammwort
unsers Beywortes ist, und dieses ist das Schwed. dröga, zaudern, im Isländ.
trega, im Ital. tregare, im Schottländ. dretche, im Lat. mit vorgesetztem
Zischlaute strigare, wovon denn das mittlere Lat. tricare, zaudern machen,
hindern, das Factitivum ist. Daß diese Zeitwörter von unserm tragen abstammen,
so fern es ehedem auch ziehen, Lat. trahere, bedeutete, ist höchst
wahrscheinlich, indem zwischen beyden Begriffen mehr als eine Verbindung Statt
findet. Daher wird das Franz. trainer, (ehedem traigner,) auch für zaudern
gebraucht, und die gemeinen Deutschen Mundarten haben von dem alten tragen,
zaudern, das doppelte Intensivum drucksen. Das Latein. tardus scheinet auf
ähnliche Art von einem veralteten taren, ziehen, abzustammen, wovon unser
zerren, Nieders. terren, ein Iterativum ist. [
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