Stumm
, [
473-474] -er, -ste, adj. et adv. der
Sprache beraubt, sprachlos. Stumm seyn, aus einem natürlichen Fehler nicht
sprechen können. Stumm werden, ein Stummer. Stummer, wie ein Fisch. Figürlich,
theils aus Vorsatz oder Schüchternheit nicht reden wellend. Star ist in allen
Gesellschaften stumm. Theils keinen Laut sich gebend, sich durch keinen Laut
offenbarend. Eine stumme Bewegung. Stumme Buchstaben, diejenigen Mitlauter,
welche ohne Hülfe eines Selbstlauters nicht ausgesprochen werden können, zum
Unterschiede von den flüssigen. Mein Herz war stumm und thränenlos. Stumme
Seufzer, stumme Thränen, stumme Blicke. Wird dein Auge beständig gegen mich
stumm seyn, und mir niemahls die Worte ins Herz reden, die ich dir mit jedem
Blicke begreiflich zu machen suche? Kom. Theat. von
S. Stumme Sünden, in der Theologie, welche ohne
Zuziehung einer andern Person begangen werden, besonders solche Sünden der
Unreinigkeit, Weish. 14, 26. Im Nie- dersächsischen nennet man auch den Wein
stumm, wenn er so sehr geschwefelt ist, daß er darüber den Geist verloren hat,
Engl. stum, Holländ. stom, in andern Gegenden dumm. Anm. Bey dem Ottfried
stumm, im Nieders. gleichfalls stumm, im Holländ. stom, im Schwed. stum, bey
dem Ulphilas ohne Zischlaut dumbs, im Angels. dumb, dumba, im Engl. dum, im
Dän. und Schwed. gleichfalls dum, im Wallis. mud, welches mit dem Lat. mutus
verwandt ist. Stumm und dumm sind genau verwandt, und ein Stummer ist im
eigentlichsten Verstande dumm. Stumm ist allem Ansehen nach eine Onomatopöie
des einem m ähnlichen Lautes, welchen stumme Personen gemeiniglich von sich zu
geben pflegen, daher es im eigentlichsten Verstande auch nur von natürlich
Stummen gebraucht wird. Der Form nach ist es wegen des doppelten m ein
Intensivum von einem veralteten stum, oder stüm, von welchen noch ungestüm
herstammet,
S. dasselbe. [
475-476]