Der Streit
, [
439-440] des -es, plur. die -e, von dem
Zeitworte streiten, der Ausbruch der Uneinigkeiten unter zwey Parteyen. 1.
Eigentlich, und zwar, (1) So fern die Uneinigkeit oder widersprechende
Gesinnung durch Thätlichkeiten ausbricht, wo es ehedem für Schlägerey, Gefecht,
Treffen, ja auch für Krieg sehr gangbar war; In dem alten Gedichte auf dem
heil. Anno Strit, für Krieg. In der Deutschen Bibel kommt es in dieser
Bedeutung noch sehr häufig vor. In den Streit ziehen, 4 Mos. 10, 9, in das
Treffen, und in andern Stellen für in den Krieg ziehen. Zum Streit ausziehen,
Richt. 3, 10. Das Buch von den Streiten des Herrn, 4 Mos. 21, 14. Die Helden
sind gefallen im Streit, 2 Sam. 1, 25. Und so in hundert andern Stellen mehr.
Mit vielen in den Streit, mit wenigen zu Rathe gehen. Im Hochdeutschen ist es
in dieser Bedeutung in dem gemeinen Sprachgebrauche veraltet, ob es gleich noch
in der höhern Schreibart in derselben gebraucht wird. Glorreich im Streite für
sein Vaterland sterben, Sonnenf.
Der Held, um den du bebtest, wann im Streite, Wohin ihn dein
Verhängniß trug, Der ehrne Donner von den Bergen ihm zur Seite Die Feldherrn
niederschlug, Raml.
(2) So fern sie durch Worte ausbricht, wo es ein ganz
allgemeiner Ausdruck ist, welcher die Heftigkeit unbestimmt und die
Sittlichkeit unentschieden läßt, wodurch es sich von Zank, Hader u. s. f.
unterscheidet, die Behauptung widersprechender Sätze. Einen Streit mit jemanden
zu haben. Ein gelehrter Streit, ein Wortstreit. Ein unnützer Streit. Ein
Rechtsstreit, ein Streit vor Gericht, über eine Rechtssache. In Streit mit
jemanden gerathen. Einen Streit erregen. Einen Streit mit jemanden anfangen.
Urheber des Streites seyn. Es ist ein Streit unter ihnen über die Frage, ob u.
s. f. Mit jemanden im Streite liegen, vor Gerichte. Immer im Streite leben.
Streit suchen. Einen Streit schlichten, beylegen, ausmachen, endigen. Ich
möchte die Sache gerne außer Streit gesetzt sehen. Der Plural wird in dieser
und der folgenden figürlichen Bedeutung selten gebraucht. 2. Figürlich. Der
Streit wider die Leidenschaften, die Bemühung ihnen durch klare Begriffe zu
widerstehen. Der Streit der Pflichten gegen einander, der Widerspruch. Das
Leben der Christen ist ein ewiger Streit, Bemühung, die Sünde und sündliche
Begierde zu überwinden. Der Streit der Begierden, der Einfluß widersprechender
Vorstellungen auf den Willen. Der Streit der Elemente, ihre Bemühung einander
aufzulösen oder von sich zu stoßen. Anm. Bey dem Ottfried Strit, im Angels.
Strith, im Schwed. Strid, und ohne st auch nur Rid,
S. Streiten. [
441-442]