Streiten
, [
441-442] verb. irreg. neutr. Imperf.
ich stritt; Mittelw. gestritten; Imperat. streite oder streit. Es erfordert das
Hülfswort haben. 1. * Eigentlich, körperliche Kräfte anwenden, sich mit
Anstrengung körperlichen Kräfte bemühen, in welcher Bedeutung noch strita im
Schwed. üblich ist. Im Hochdeutschen ist es in diesem Verstande veraltet, und
nur das zusammengesetzte bestreiten hat denselben noch zum Theil erhalten. Ohne
Zweifel war es anfänglich eine Onomatopöie eines lebhaften mit Anstrengung
körperlicher Kräfte verbundenen Geräusches, und das Nieders. striden,
schreiten, Engl. stride, Schwed. stride, ist eine Art der körperlichen
Anstrengung, so wie das Schwed. strid, stark, heftig, eine Figur davon ist.
Ohne st gehören auch unser reisen, reiten, reiten in bereiten u. a. m. dahin.
2. In engerer Bedeutung, einen Feind oder Gegner zu überwinden sich bemühen.
(1) Eigentlich, durch körperliche Bemühung, wo es ein sehr allgemeiner Ausdruck
ist, welcher die Art und Weise, den Grad der Heftigkeit, die Art der Waffen u.
s. f. unentschieden lässet. So streiten zwey Thiere, wenn sie sich schlagen,
stoßen oder beißen, zwey Personen, wenn sie sich raufen, schlagen oder fechten,
zwey Kriegsheere, wenn sie sich ein Treffen liefern u. s. f. Gott lehret meine
Hand streiten, 2 Sam. 22, 35. Michael und seine Engel stritten mit dem Drachen,
Offenb. 12, 7. Die Soldaten stritten wie die Löwen. Für das Vaterland, für die
Freyheit streiten. Es ist in dieser Bedeutung üblicher als das Hauptwort
Streit, besonders in der höhern Schreibart, doch gebraucht man es, um der
Allgemeinheit des Begriffes willen, nur alsdann, wenn die Art des Streites
nicht näher bestimmt werden darf. (2) Durch Worte, einen widersprechenden Satz
behaupten, wo es, so wie das Hauptwort-Streit, auch ein allgemeiner Ausdruck
ist, der den Grad der Heftigkeit, die Sittlichkeit u. s. f. unentschieden
lässet. Mit jemanden streiten. Sie streiten, oder sie streiten mit einander,
sie behaupten und vertheidigen einander widerstreitende Sätze. Wider die
Wahrheit streiten. Vor Gericht streiten, es geschehe nun schriftlich oder
mündlich. Die streitenden Parteyen. Nach langem Streiten ward endlich nichts
ausgemacht. Über den Vorzug streiten, über einen Satz streiten. Er streitet
gern, sucht gern einen Widerspruch zu vertheidigen. Zuweilen gebraucht man es
auch im thätigen Verstande für bestreiten. Das will ich nicht streiten. Welche
Form doch nicht so üblich ist, als das Reciprocum sich streiten, für das
Neutrum streiten. Sie stritten sich lange, ohne etwas auszumachen. 3.
Figürlich, ein Hinderniß, einen Widerstand zu überwinden suchen. Mit vielen
Krankheiten zu streiten haben. Mit Hunger, mit Kälte streiten. Streitende
Pflichten, wo die Ausübung der einen die Ausübung der andern hindert. Die
streitende Kirche, in der Theologie, die Gesellschaft der noch auf Erden
befindlichen Gläubigen, im Gegensatze der triumphirenden. Ingleichen entgegen
seyn, widersprechen. Das streitet wider alle gesunde Vernunft. So auch das
Streiten. Anm. In der engern Bedeutung im Schwabenspiegel striten, im Nieders.
striden, im Schwed. strida, im Griech. hier nichtlateinischer Text, siehe
Image. Ohne Zischlaut ist im Schwed. träta, mit Worten streiten, Trata,
ein solcher Streit, und ohne st eben daselbst Rid, ein Streit. Im Nieders. hat
man von striden, streiten, das Intensivum stridden, heftig streiten, zanken,
wovon man in den gemeinen Sprecharten auch das Beywort strittig für streitig
hat. [
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