Streifen
, [
439-440] verb. reg. welches so wie
streichen eine Onomatopöie ist, nur daß das f eine schärfere Bewegung und
Berührung in jenem ausdruckt, als das ch in diesem. Es ist so wie dieses in
doppelter Gestalt üblich. I. Als ein Neutrum, welches das Hülfswort haben
erfordert. 1. In der schnellen Bewegung an der Oberfläche hin berühren, so daß
streifen eine schärfere Berührung voraus setzt, als streichen, eine Berührung,
welche oft eine Verletzung der Oberfläche zurück lässet. Die Kugel streifte an
der Wand hin. Die Kugel hat mich nur gestreift, wo es auch active gebraucht
werden kann. Sich ein wenig streifen, sich an den Kopf, an die Hand streifen,
in der Bewegung an einen andern Körper hin fahren, und sich dadurch die Haut
verletzen. (
S. Streifwunde.) 2. Den Ort schnell verändern, von
mehrern Personen, wenn es in der Absicht geschiehet, eine Gegend zu
durchsuchen, wo es besonders von Soldaten, Krieg führenden Parteyen,
Polizey-Bedienten u. s. f. gebraucht wird. Der Feind streifet über die Gränzen.
Die leichten Truppen haben bis an die Stadt gestreift, streifen schon bis vor
das Thor. Streifende Parteyen. Die streifende Rotten, d. i. Parteyen oder
Haufen, 1 Sam. 14, 15. Streifen, stehlen und rauben, 3 Esr. 4, 24. Im Lande
herum streifen. Durch das Gebüsch streifen, Räuber, Wilddiebe, u. s. f.
aufzusuchen oder zu verjagen. Im Schwed. ist ströfva, welches Ihre von röfva,
rauben, ableitet, ungeachtet es so wie streichen in ähnlichem Verstande eine
eigene Stammbedeutung des Zeitwortes streifen zu seyn scheinet, in welcher es
zu dem Nieders. streven, weite Schritte machen, (
S. Streben) gehöret. Der Begriff des Raubens liegt nicht
in dem Worte.
S. Streif. II. Als ein Activum. 1. Mit Streifen versehen
besonders im Mittelworte, gestreift. Gestreifte Leinwand. Gestreifter Taffet.
Eine gestreifte Säule. Nieders. stripen, Engl. to stripe. 2. Man streift ein
Thier, wenn man demselben die Haut, oder den Balg ohne sie am Bauche
aufzuschneiden, über den Kopf ziehet. Einen Hasen, einen Fuchs, einen Marder
streifen. Einen Aal streifen. Nieders. strepen und ströpen, Engl. to stripp. (
S. auch Abstreifen) 3. Durch eine enge Öffnung ziehen,
um der Oberfläche oder auf und unter der Oberfläche befindlichen Theile zu
berauben. Die Blätter von einem Zweige abstreifen, wenn man die Blätter durch
die fest geschlossene Hand ziehet. Dasselbige verwüstet meinen Weinberg und
streifet meinen Feigenbaum, Joel 1, 7. Gekochte Schoten durch den Mund
streifen. So auch das Streifen. Anm. Im Nieders. bald stripen, bald strepen, wo
man davon in der ersten und dritten thätigen Bedeutung auch das Intensivum
strippen hat so wie im Hochdeutschen auch wohl das verkleinernde Iterativum
streifeln üblich ist, kleine Streifen machen; gestreifelte Leinwand. Der
Begriff der scharfen Bewegung in die Länge, besonders in derselben geschehenen
Berührung, ist der Stammbegriff. [
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