Streben
, [
429-430] verb. reg. neutr. mit dem
Hülfsworte haben, alle Kräfte zu etwas anwenden, mit Anwendung aller Kräfte
wirken, zunächst von den Kräften des Leibes, in weiterm Verstande aber auch,
von andern. Überall wo Kraft strebt, wo Wirkung erscheinet, Herd. Der über die
Alltäglichkeit hinweg strebende Schwung der Seele, Zimmerm. Besonders einen
Widerstand zu überwinden, wo es eigentlich so, wie das verwandte sträuben, von
lebendigen Geschöpfen gebraucht, sich mit Händen und Füßen widersetzen
bedeutet. Strebet nicht wider den Strom, Sir. 4, 31. Als auch durch Anwendung
der größten möglichen Kraft sich widersetzen, welches bey leblosen Körpern, zum
Theil auch bey lebendigen, durch die schiefe Richtung geschiehet, von welcher
Bedeutung noch das Wort Strebe üblich ist. Ingleichen einen Endzweck zu
erreichen. Jeder strebte, zuerst ans Land zu kommen.
Du strebest glücklicher zu werden, Und siehst, daß du
vergebens strebst, Gell. Lied.
Besonders mit dem Vorworte nach; nach etwas streben. Strebet
nicht so nach dem Tode, Weish. 4, 12. Strebet nach den besten Gaben, 1 Cor. 12,
31. Strebet fleißig nach der Liebe, Kap. 14, 1. Nach Lob, nach Ehre, nach
höhern Dingen, nach einem Amte streben. So auch das Streben.
S. auch Bestreben, Nachstreben und Widerstreben. Anm. In
dem alten Fragmente auf Carln den Großen streven, im Nieders. streven, im
Angels. straefan, im Schwed. strafva, im Engl. to strive. Es ist ohne Zweifel
eine Onomatopöie des Strebens selbst, und in so fern mit dem Lat. Intensivo
strepere verwandt. Eine Art des Strebens ist im Nieders. striven, weite
Schritte machen, mit weiten Schritten fortgehen, Angels. straefen, im Deutschen
noch in einigen Fällen streifen. Auf ähnliche Art bedeutet das Niedersächsische
striden, so wohl streiten, als schreiten, und unser traben wurde ehedem auch
für streben gebraucht. Do in mit Ritterschaft nyemand wider drabt, widerstrebt,
Hornegk. Straff, Sträuben u. a. m. sind gleichfalls damit verwandt.