Die Stärke
, [
299-300] plur. inus. das Abstractum von
dem Bey- und Nebenworte stark, welches der Schwäche entgegen stehet. 1. Als ein
eigentliches Abstractum, die Eigenschaft eines Dinges, da es stark ist, wo es
in allen Bedeutungen dieses Wortes, außer der veralteten eigentlichen gebraucht
wird. (1) Von dem körperlichen Umfange, besonders als ein anständiger Ausdruck
für Dicke, ohne doch den Begriff eines beträchtlichen Grades der Kraft
auszuschließen. Die Stärke der Glieder, des Leibes. Der Baum hält 20 Zoll in
der Stärke. (2) Von der Zahl und Menge. Die Stärke eines Kriegesheeres, eines
Haufens, einer Familie u. s. f. (3) Von der Zeit und dem Raume; obgleich
seltener. Die Stärke der Stunde, einer Meile. (4) Am häufigsten von einem
beträchtlichen Grade der Kraft, oder einem beträchtlichen Grade des Vermögens,
Widerstand zu überwinden, wiederum in allen den Fällen, in welchen das Beywort
gangbar ist. Leibesstärke, Riesenstärke. An Stärke zunehmen. Eine große Stärke
in den Armen haben. Die Stärke der Seele, des Gedächtnisses, des Verstandes,
der Beurtheilungskraft u. s. f. Laß diesen Verlust deine Stärke nicht beugen,
die Stärke deiner Seele. Die Gelassenheit ziehet ihre Stärke aus dem Bewußtseyn
höherer Güter, als die sind, die wir entbehren, Gell. Ingleichen, die Stärke
einer Festung, einer Mauer, eines Zeuges, des Weines u. s. f. Da es denn (5)
eben so oft auch als eine bloße Intension, einen hohen Grad der innern Kraft
eines Dinges ausdruckt. Die Stärke der Leidenschaft, des Schmerzens, des
Verlustes u. s. f. 2. Der Ort, wo ein Ding seine vorzügliche Stärke hat, auch
im Gegensatze der Schwäche. So wird bey vielen Künstlern und Handwerkern der
dickste und stärkste Theil eines Dinges dessen Stärke genannt. An den Degen-
und Rappierklingen heißt in der Fechtkunst der Theil von dem Stichblatte bis
zur Mitte der Klinge, die Stärke, weil die Klinge hier mit der größten Kraft
wirket, welcher Theil denn wieder in die ganze und halbe Stärke getheilet wird.
Auch in der Ringekunst hat man so wohl am Kopfe, als an den Armen, und dem
Leibe die ganze und halbe Stärke. 3. Was stark, d. i. steif macht, doch nur in
einigen Fällen. So ist die Stärke, oder weiße Stärke das von seinen alkalischen
Theilen geschiedene und getrocknete Weitzen- oder Dinkelmehl, weil man die
Wäsche damit zu stärken, d. i. steif zu machen pflegt; Engl. Starch, Schwed.
Stärkelse, Nieders. Stievels, Holländ. Styfsel. Im gemeinen Leben pflegt man
auch die klar geriebene blaue Smalte blaue Stärke (Nieders. Blauels) zu nennen,
weil die Wäscherinnen sie unter die weiße Stärke zu mengen pflegen, der
gestreiften Wäsche dadurch ein bläuliches Ansehen zu geben. Anm. Als ein
Abstractum schon bey dem Notker Starchi, im Schwabenspiegel Sterke für
Tapferkeit, im Schwed. Styrka, im Griech. hier nichtlateinischer Text,
siehe Image.