Schwatzen
, [
1723-1724] verb. reg. neutr. welches das
Hülfswort haben erfordert, viel und unerhebliche, unüberlegte Dinge reden,
einen reichen Fluß der Worte bey unerheblichen Dingen haben. 1. Im weitesten
Verstande, wo es mit verschiedenen Nebenbegriffen üblich ist. 1) Vertraulich
reden, so daß der Nebenbegriff des Unerheblichen verschwindet. Mit jemanden
schwatzen. Von etwas schwatzen. Plaudern wird in eben dem selben Verstande
gebraucht. 2) So daß der Nebenbegriff des Unerheblichen, des Unwichtigen, oft
auch des Unbesonnenen, merklich hervorsticht. Er schwatzt was ihm in den Mund
kommt. Es ist bey ihm des Schwatzens kein Ende. Die Wahrsager und
Zeichendeuter, die da schwätzen, (schwatzen) und disputiren, Es. 8, 19. Müssen
die Leute (zu) deinem großen Schwätzen schweigen? Hiob 11, 3. 2. In engerer
Bedeutung ist es zuweilen so viel wie ausschwatzen. Aus der Schule schwatzen,
unvertraute oder geheime Dinge aus bloßer Begierde zu reden verrathen. Du
weißt, ich schwatze nicht. So auch das Schwatzen. Anm. Im Holländischen
swetsen, im Engl. ohne Zischlaut to twattle. Die Form zeigt, daß es ein
Intensivum von einem veralteten schwaden ist, welches reden überhaupt bedeutet
hat, und wovon das Lat. suadus, wortreich im guten Verstande, suadere, rathen,
(welches Deutsche rathen mit reden Eines Ursprunges ist,) das Schwed. svassa,
schwülstig reden, das Böhm. swedciti, bezeugen, Zeugniß ablegen, u. a. m. Eines
Geschlechtes sind, als welche alle Arten des Redens bezeichnen. Der Begriff des
Vielen, des Unerheblichen fließt aus der Intension, schwatzen für schwadsen,
von schwaden. Es ist, wie alle Wörter dieser Art, und wie das verwandte waschen
für plaudern, ohne Zweifel eine Onomatopöie. Die Form schwätzen, welche in der
Deutschen Bibel vorkommt, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich. Im Oberdeutschen
hat man davon das Hauptwort der Schwatz, ein vertrauliches, ingleichen
wortreiches Gespräch, welches aber im Hochdeutschen fremd ist.
S. Geschwätz. [
1725-1726]