* Der Schranz
, [
1643-1644] des -en, plur. die -en, ein im
Hochdeutschen ungangbar gewordenes Wort, welches in einer doppelten
Hauptbedeutung vorkommt. 1) * Als eine unmittelbare Onomatopöie ist es der mit
einem Risse, Bruche oder Spalte verbundene Laut, in welchem Verstande es bey
dem Pictorius vorkommt. Eben derselbe gebraucht es auch von dem Klange der
Trompeten, woraus erhellet, daß es mit unserm schreyen nahe verwandt ist. Als
eine sehr gewöhnliche Figur wurde es denn nachmahls auch von einem Risse,
Bruche, Spalte u. s. f. gebraucht, wo es mit unserm Schrunde verwandt ist.
Beyspiele von dieser Bedeutung führet Frisch an. Das din lob stet ane Schranz,
singt auch Bruder Eberhart von Sax unter den Schwäbischen Dichtern. Daher war
denn das Neutrum schranzen, reißen, spalten, brechen, und das Activum schränzen
oder schrenzen, zerreißen, und in weiterm Verstande, theilen. Das Reich wurde
nach Clodoväo in vier minder Reich zerschrenzet, Wurstisen. In dieser Bedeutung
ist es mit seinen beyden Zeitwörtern im Hochdeutschen völlig unbekannt. Nach
einer andern Figur sagt man im Niedersächsischen einem etwas zuschranzen,
zuschanzen, zuwenden; zutheilen. 2) Das Zeitwort schranzen ist noch in den
gemeinen Sprecharten so wohl Ober- als Niederdeutschlandes für stark essen,
fressen sehr gangbar; da es denn ehedem auch in weiterm Verstande von allen
Arten der Uppigkeit gebraucht wurde, und entweder eine eigene Onomatopöie des
Fressens oder auch eine Figur des Reißens ist. Nieders. schranzen, Holländ.
schrantsen, Engl. to scranch. Gut schranzen können, gut essen. Daher war denn
Schranzer und Schranz ein Schlemmer, Fresser, welches wir noch in dem zusammen
gesetzten Hofschranz haben, einen üppigen Hofmann im verächtlichen Verstande zu
bezeichnen, außer welchem Worte so wohl Schranz als schranzen im Hochdeutschen
wenig mehr gehöret werden. [
1643-1644]