Schnauben
, [
1589-1590] verb. reg. act. noch häufiger
aber neutr. mit dem Hülfsworte haben. Es ist eine Onomatopöie und ahmet das
heftige Ausstoßen und Einziehen des Athems durch die Nase genau nach, dessen
noch stärkerer Grad durch schnaufen ausgedruckt wird. 1) Den Athem mit
Heftigkeit durch die Nase einziehen und ausstoßen. Ihre Rosse schnauben zu Dan,
Jer. 8, 16. Wie schnaubte die grimmige Nase Flammen umher! Zachar. Im
Niedersächsischen bedeutet es noch theils schnäutzen, die Nase schnauben,
theils schnupfen, oder Schnupftobak nehmen, welche beyde Bedeutung, besonders
aber die letzte, im Hochdeutschen ungewöhnlich sind. 2) In weiterm Verstande
bedeutet es in der Deutschen Bibel nach einer Morgenländischen Figur stark
Athem hohlen, und athemen überhaupt. Da schnaubete der Knabe sieben Mahl, 2
Kön. 4, 35. So lange das Schnauben von Gott in meiner Nase ist, Hiob 27, 3. Das
Schnauben in unserer Nase ist ein Rauch, Weish. 2, 2. Im Hochdeutschen ist es
hier ungewöhnlich. 3) Figürlich, wo es ein Ausdruck gewisser heftiger
Gemüthsbewegungen ist, welche oft mit einem Schnauben verbunden sind. Geht hin,
die ihr nach Golde schnaubet, Uz; die ihr eine heftige ungesittete Begierde
nach Gold habet. Saul schnaubete mit Dräuen und Morden, Apost. 9, 1. Wenn wir
in spätern Sprechen den Zorn schon als Phänomen des Gesichts oder als
Abstractum in den Wurzeln charakterisiren - und ihn also nur sehen und denken:
so hört ihn der Morgenländer, hört ihn schnauben, höret ihn brennenden Rauch
und stürmende Funken sprühen. Das ward Nahme des Worts, die Nase Sitz des
Zorns; das ganze Geschlecht der Zornwörter und Zornmetaphern schnauben ihren
Ursprung, Herd. Die Engl. to snib und to snub, die Schwed. snäfa und snubba,
das Isländ. snubba, werden gleichfalls von ungestümen Ausbrüchen des Zornes
gebraucht. So auch das Schnauben. Anm. Im Nieders. snuven, im Holländ. snuyven,
im Engl. to snuff, to sniff, im Schwed. snufva. Im Nieders. ist daher Snuff und
Snuffe, und ohne Zischlaut Nibbe und Nüff, so wohl die Nase als die Schnautze.
Es ist eine Nachahmung des Lautes, wohin ohne den intensiven Zischlaut auch das
Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , blasen, gehöret.
Im Oberdeutschen hat man für schnauben auch das Zeitwort schnieben, welches
irregulär gehet, ich schnieb, oder noch häufiger schnob, Mittelw. geschnoben.
Die Hochdeutschen verwechseln dieses zuweilen mit dem regulären schnauben, und
machen dieses im Imperf. und Partic. nicht schnob, geschnoben; welches aber
minder richtig ist. Schnauben, schnaufen und dessen verkleinernde Iterativa
schnaufeln und schnüffeln, schnaupen, schnupfen und schnäutzen sind alle Wörter
Eines Stammes, nur daß sie verschiedene Abänderungen einer und eben derselben
Sache bezeichnen. [
1589-1590]