Scheu
, [
1429-1430] -er, -este, adj. et adv. einen
Gegenstand aus dunkeln und verworrenen Begriffen fliehend, bemüht, sich von
einem Gegenstande aus einer verworrenen Vorstellung eines Übels zu entfernen.
In diesem ersten und eigentlichen Verstande wird ein Pferd scheu, wenn es vor
einem ungewohnten Gegenstande erschrickt und die Flucht ergreift, da es denn in
engerer Bedeutung die Fertigkeit oder Gewohnheit bezeichnet, vor jedem
ungewöhnlichen Gegenstande zu fliehen. Ein scheues Pferd. Ein Pferd scheu
machen. So auch in den Zusammensetzungen menschenscheu, leutescheu, lichtscheu,
wasserscheu, feuerscheu u. s. f. Neigung und Fertigkeit habend, die Menschen u.
s. f. aus einer auf verworrene Vorstellungen gegründeten Furcht zu fliehen.
Ein Eber fragt den Hirsch, was macht dich hundescheu? Haged.
Kopfscheu ist eigentlich ein Thier, wenn es sich nicht an den
Kopf angreifen läßt, sich scheuet, d. i. sich mit dem Kopfe zu entfernen sucht,
so bald man es daran angreifen will. In engerer Bedeutung ist jemand scheu,
wenn er aus übler Erziehung, verworrener Vorstellung, die Gemeinschaft anderer,
ihren Unterricht u. s. f. zu fliehen sucht. Ihr Väter erbittert eure Kinder
nicht, auf daß sie nicht scheu werden, Col. 3, 21. Zuweilen wird es auch in
weiterer Bedeutung für schüchtern und furchtsam überhaupt gebraucht.
- Er schleicht mit scheuem Blicke Und mehr als dieb'scher
Furcht zurücke, Haged. Laß in dein Heiligthum die scheue Muse sehen, Zach.
Anm. Im Niedersächs. schou, im Engl. shy, im Schwed. skygg,
im Ital. mit einem andern Endlaute schifo, schivo, schivolo. Ohne Zischlaut ist
im Engl. coy spröde. Die schnelle Flucht ist in diesem und den folgenden Worte
der herrschende Begriff.
S. Scheuen.