1. * Der Schelm
, [
1409-1410] des -es, (Oberd. des -en,)
plur. die -e, (Oberd. -en,) ein im Hochdeutschen völlig unbekanntes Wort,
welches eigentlich ein abgezogenes todtes Vieh bedeutet, in welchem Verstande
es noch in Niedersachsen hin und wieder gangbar ist, wo sein Pferd zum Schelmen
machen, lassen, so viel ist, als es abdecken lassen. In weiterer Bedeutung wird
es in manchen Gegenden Oberdeutschlandes von einem jeden todten, an Krankheit
verstorbenen Körper, auch in verächtlichem Verstande von einem Aase gebraucht.
Ein Schelmengeschmack, ein Aasgeruch, Hans Sachs. Es stinkt als ein Schelm,
Geb. Frank, bey dem Frisch. Der Rab, der aus Noa Arche flog, fand vielleicht
einen Schelmen im Wasser fließen, Königshof. eben daselbst. Anm. Das Zeitwort
schelmen, schinden, auch im figürlichen Verstande, und die Hauptwörter
Schelmschinder, der Abdecker, und Schelmerey, Schinderarbeit, sind im
Hochdeutschen eben so fremd. Bedeutete dieses Wort, wie sehr wahrscheinlich
ist, eigentlich ein abgezognes todtes Thier, so würde es mit schalmen, der
Schale, Rinde oder Haut berauben, zu Schale, Nieders. Schelle, gehören.
Indessen, da das m ein bloßer, seiner Bedeutung nach noch nicht genug bekannter
Endlaut ist, Schal oder Schel aber gar viele Bedeutungen leidet, worunter
besonders die des übeln Geruchs (
S. Schal) oder auch des leblosen todten Zustandes (
S. Schellen) in Betrachtung kommen, so findet immer noch
eine schicklichere Ableitung Statt. (
S. das folgende.) Im Wallis. ist Celain ohne Zischlaut
gleichfalls ein Aas.