3. Das Schaf
, [
1321-1322] des -es, plur. die -e, Dimin.
das Schäfchen, Oberd. Schäflein, der Nahme eines vierfüßigen, zweyhufigen
Thieres, welches wegen seiner Wolle geschätzet wird, und wovon das männliche
Geschlecht rückwärts gewundene Hörner hat. 1) Im weitesten Verstande, wo man,
besonders im Plural, und in vielen der folgenden Zusammensetzungen dieses Thier
überhaupt, ohne Unterschied des Geschlechtes, ein Schaf nennet. Schafe halten.
Viele Schafe haben. Schafvieh, so wohl weibliche Schafe, als Widder, Hämmel und
Lämmer. Besonders ein solches erwachsenes Thier; zum Unterschiede von einem
Lamme. Eine große Herde Schafe. Sprichw. Ein räudig Schaf steckt die ganze
Herde an. Geduldiger Schafe gehen viele in einen Stall. Der Wolf frißt auch die
gezählten Schafe. Er hat sein Schäfchen geschoren, hat den gehofften Nutzen,
den verlangten Gewinn, reichlich erhalten. Sein Schäfchen in das Trockne
bringen, sich und das Seinige in Sicherheit bringen. Es kann in dieser R. A.
auch aus Schiffchen verderbt seyn, gleichsam seinen Kahn auf das Trockne ziehen
und ihn auf solche Art in Sicherheit bringen; zumahl da man in Niedersachsen in
dieser R. A. das Wort Schepken gebraucht, von Schep, ein Schiff, dagegen ein
Schäfchen daselbst Schäpken und Schapken heißt. 2) In engerer Bedeutung wird
nur das weibliche tragbare Individuum dieser Thiere ein Schaf genannt, zum
Unterschiede von dem Widder und Hammel; ein Mutterschaf oder Trageschaf.
Schafe, Widder und Hämmel. Sehr häufig wird dieses wehrlose und unschädliche
Thier als ein Sinnbild so wohl der Sanftmuth und Geduld, als auch der Einfalt
und Dummheit gebraucht. Ein gutes, frommes, geduldiges Schaf, eine solche
Person. Ein einfältiges, albernes, dummes Schaf. Das Schaf von einem Manne
schwieg zu allen ihrem Unwesen still, der feige, einfältige Mann. 3) Figürlich,
wegen einiger Ähnlichkeit in der dicken wolligen Gestalt, werden so wohl die
Kätzchen oder Palmen an manchen Arten von Bäumen, als auch die Kellerwürmer, (
S. Assel) im gemeinen Leben Schäfchen genannt. Anm. Im
Isidor Scaap, bey dem Ottfried Scaf, bey dem Notker Scaff, im Nieders. Schaap,
im Angels. Sceap, im Engl. Sheep. Es ist nicht leicht mit Gewißheit zu
bestimmen, von welcher Eigenschaft dieses Thier seinen Nahmen habe. Vielleicht
ist es sein wolliges, weiches Fell, (
S. Schopf); vielleicht sein eigenthümliches Geschrey;
vielleicht auch seine nagende Eigenschaft, siehe Schabe und Schaben. Es sey
welche es wolle, so ist Schöpps, und wenn man den Zischlaut als zufällig
ansiehet, auch das Latein. Ovis und Griech. -
hier nichtlateinischer Text,
siehe Image - damit verwandt. Im Nieders. heißt ein Schaf weiblichen
Geschlechtes auch Euve, Uewwe, Auwe, Angels. Eowu, Engl. Ewe, welches dem Lat.
Ovis noch näher kommt, aber gewiß nicht daraus entlehnet ist. Übrigens wird ein
weibliches Schaf im Mecklenburgischen auch Tajie, und in andern Gegenden Zade,
Snucke genannt. Enterik ist im Nieders. ein Mutterschaf, welches im ersten
Jahre nicht trächtig wird, und Overenterik, welches auch im zweyten Jahre nicht
unfruchtbar bleibet. Eine Art kleiner Schafe, welche auf der hohen Heide oder
Geest geweidet werden, heißen in Niedersachsen Heidesnacken, Heidesnucken und
Geestknabben. In einigen Gegenden heißt ein Schaf mit einem andern Endlaute
auch eine Schacke, eine Schafherde ist alsdann eine Schackenherde, und im
Meklenburgischen nennen die Schäfer ihre Schafe nur Dinger, so wie sie in
Meißen mit einer eben so allgemeinen Benennung auch Nößer und Schafnößer
heißen. [
1323-1324]