2. Säumen
, [
1305-1306] verb. reg. welches in einer
doppelten Gestalt üblich ist. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben,
langsam in einer Bewegung oder in einer Handlung seyn, und in engerer Bedeutung
fehlerhaft langsam seyn, langsam seyn, da man eilen sollte, welches man auch
mit größten Theils gleichbedeutenden Wörtern zögern und zaudern nennet; im
Gegensatze des Eilens. Ich will es thun und nicht säumen, Ezech. 24, 14 Der Tod
säumet nicht, Sir. 14, 12. Häufet euch und säumet nicht, Jer. 4, 6. Ich habe
nicht gesäumet. Ich fürchte doch, daß du säumen möchtest. 2. Als ein Activum,
säumen machen, in der Bewegung, in einer Veränderung hindern, wo es ehedem für
hindern überhaupt gebraucht wurde. Säume mich nicht mit dem Reuten, 2 Kön. 2,
24. Im Hochdeutschen ist es in dieser thätigen Gestalt wenig mehr üblich, doch
gebraucht man es noch reciproce für das vorige Neutrum; sich säumen, säumen,
zaudern, langsam seyn. Komm herab und säume dich nicht, 1 Mos. 45, 9. Der Herr
säumet sich nicht, zu vergelten, 5 Mos. 7, 10. Ihre Tage werden sich nicht
säumen, Es. 23, 22. Daher das Säumen, und obgleich seltener, die Säumung. Anm.
Bey dem Kero suuman, bey den Schwäbischen Dichtern sumen, in dem Buche Belial
von 1483 samen, bey den heutigen Oberdeutschen saumen, im Nieders. sumen, im
Franz. chomer, im Schwed. suma, im Isländ. söma; welche bey den letztern doch
nur in dem zusammen gesetzten försuma und forsuma, versäumen, üblich sind. Das
Wort ist alt, und schon in dem Galischen Gesetze ist Sonnis (richtiger Somnis)
Versäumniß, Grund des Außenbleibens. Man siehet leicht, daß die heutige
Bedeutung dieses Wortes eine Figur einer ältern eigentlichern ist. Aber welche
diese ältere ist, läßt sich nicht mit Gewißheit bestimmen. Es kann solches, wie
Wachter will, der Begriff der Last, der Schwere, seyn, (
S. 4 Saum.) Es kann aber auch von der Bedeutung der
sanften, schleichenden, gleitenden Bewegung abstammen, und ein Verwandter von
sanft, Seim u. s. f. seyn. Endlich kann auch der Begriff der Ruhe, der Muße,
der Stätigkeit, der herrschenden seyn, welcher gemeiniglich eine Figur der
Bedeckung, des hohlen Raumes ist. In den beyden letzten Fällen sind das Lat.
Somnus, Schwed. Sömn, der Schlaf, sömnig, schläferig, das Schwed. Tom, Muße,
das Säumen, (weil s und t oft mit einander abwechseln,) und unser zahm,
Nieders. taam, damit verwandt. Ehedem hatte man auch das Nebenwort sam, für
träge, faul, langsam, wovon Frisch verschiedene Beyspiele anführet. Das
zusammen gesetzte versäumen hat so wohl die neutrale, als die active Bedeutung.
S. 4 Saum, Säumig, Säumniß und Saumselig.
[
1305-1306]